Der Rentenlücke auf der Spur: Ost und West immer noch ungleich
Der Herbstwind weht durch die Straßen von Erfurt, wo Rentnerin Helga S. ihre Einkäufe erledigt. Mit 45 Arbeitsjahren in der Tasche hat sie sich ihren Ruhestand redlich verdient. Doch ihre monatliche Rente fällt deutlich geringer aus als die ihrer Cousine in München – trotz vergleichbarer Arbeitsbiografien. Diese Ungleichheit ist kein Einzelfall, sondern bittere Realität für viele Ostdeutsche.
Aktuelle Zahlen der Deutschen Rentenversicherung belegen: Nach 45 Beitragsjahren erhalten Rentner in Thüringen durchschnittlich 1.395 Euro monatlich, während es in Bayern 1.655 Euro sind. Diese Differenz von 260 Euro macht im Jahr über 3.000 Euro aus. «Die Lohnunterschiede zwischen Ost und West wirken sich direkt auf die Renten aus», erklärt Rentenexperte Professor Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum. «Trotz jahrzehntelanger Bemühungen um Angleichung bestehen immer noch erhebliche Einkommensgefälle.»
Besonders betroffen sind Frauen in Ostdeutschland. Zwar arbeiteten sie häufiger in Vollzeit als westdeutsche Frauen, doch die niedrigeren Löhne in typischen «Frauenberufen» drücken ihre Rentenansprüche. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer ehemaligen Kindergärtnerin aus Sachsen-Anhalt, die nach 42 Berufsjahren mit weniger als 1.200 Euro auskommen muss.
Seit Juli 2023 werden Renten in Ost und West zwar nach einheitlichen Regeln berechnet, doch die Nachwirkungen der früheren Lohnunterschiede bleiben noch Jahrzehnte spürbar. Die Rentenkluft spiegelt letztlich wider, was wir allzu oft verdrängen: Gleichheit auf dem Papier bedeutet nicht automatisch Gerechtigkeit im Alltag. Mehr Informationen zum Thema bietet die Deutsche Rentenversicherung.