Die Debatte um Homosexualität im Profifußball nimmt durch VfB-Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle neue Fahrt auf. Der offen schwul lebende Stuttgarter Klubchef sprach gestern bei einer Podiumsdiskussion über seine Erfahrungen. Laut einer aktuellen Umfrage fürchten noch immer 63 Prozent der Profifußballer negative Konsequenzen nach einem Coming-out.
«Ein offenes Wort kann mehr bewirken als tausend Kampagnen», betonte Wehrle vor dem interessierten Publikum. Der 49-Jährige, der seit 2022 den VfB Stuttgart führt, hat sein Coming-out nie bereut. Seine Authentizität wird von Spielern und Fans gleichermaßen geschätzt. Die Fanszene in Stuttgart zeigt sich dabei besonders weltoffen, wie meine Gespräche mit Anhängern vor dem Stadion bestätigen. Wehrle will nun aktiv Spieler ermutigen, zu ihrer Sexualität zu stehen. «Die Kabine ist heute viel toleranter als viele denken«, erklärte der Funktionär.
Thomas Hitzlsperger, früherer VfB-Profi und Sportvorstand, hatte 2014 mit seinem Coming-out nach der aktiven Karriere ein wichtiges Zeichen gesetzt. Das Stuttgarter Engagement für Diversität wird in der Fußballwelt mittlerweile als vorbildlich angesehen. Die nächsten Monate könnten entscheidend sein. Während die Gesellschaft längst weiter ist, hinkt der Profifußball noch hinterher – aber Vorbilder wie Wehrle könnten das bald ändern.