Gestern Abend wieder im Gespräch mit einer Nachbarin gehört: Für ihre Knie-OP will sie unbedingt nach Stuttgart. «In Ludwigsburg? Nein danke!» Diese Haltung scheint symptomatisch. Immer mehr Patienten aus unserem Landkreis wandern für Behandlungen in die Landeshauptstadt ab – ein Trend, der unsere lokalen Kliniken zunehmend unter Druck setzt.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Rund 40 Prozent der Patienten aus dem Kreis Ludwigsburg lassen sich lieber in Stuttgart behandeln. Besonders bei planbaren Operationen ist die Abwanderung spürbar. «Menschen treffen ihre Entscheidung heute nach gefühlter Reputation und persönlichen Empfehlungen», erklärt Professor Jörg Martin, Geschäftsführer der Regionalen Kliniken Holding RKH.
Auch ich kenne diese Überlegungen. Als meine Schulter operiert werden musste, habe ich lange zwischen dem Klinikum Ludwigsburg und einem Stuttgarter Spezialisten abgewogen. Die Entscheidung fiel letztlich aus praktischen Gründen: Wer würde mich besuchen können? Wie komme ich nach Hause?
Für viele spielen aber andere Faktoren eine Rolle. Die Vorstellung von der «besseren Medizin» in der Großstadt sitzt tief. Dabei zeigen Qualitätsberichte oft kaum Unterschiede. Dr. Susanne Mayer vom Patientenforum Baden-Württemberg meint: «Viele Patienten unterschätzen die Expertise in regionalen Häusern.»
Diese Entwicklung könnte weitreichende Folgen haben. Wenn Einnahmen wegbrechen, geraten lokale Versorgungsstrukturen in Gefahr. Und am Ende bleibt die Frage: Wollen wir wirklich für jeden Eingriff weit fahren müssen?