In der Landeshauptstadt Düsseldorf spitzt sich der Streit um fehlende Pflegeheimplätze zu. Laut aktuellen Zahlen der Stadt fehlen derzeit nur 190 Pflegeplätze, während ein externer Gutachter einen Mangel von 2.155 Plätzen bis 2035 prognostiziert. Diese Diskrepanz sorgt für heftige Debatten im Stadtrat und unter Betroffenen. Bereits heute müssen Pflegebedürftige oft monatelang auf einen Heimplatz warten.
Die unterschiedlichen Zahlen basieren auf verschiedenen Berechnungsgrundlagen. Während die Stadt von konstanten Pflegequoten ausgeht, berücksichtigt das Gutachten des Büros Terragon den demografischen Wandel und steigende Pflegebedürftigkeit. Gesundheitsdezernent Stephan Keller verweist auf den Ausbau alternativer Pflegeformen: «Wir setzen verstärkt auf ambulante Betreuung und innovative Wohnkonzepte, um den Bedarf zu decken.»
Die Opposition im Stadtrat kritisiert diesen Ansatz scharf. «Die Stadt rechnet den Bedarf klein und ignoriert die Realität», erklärt CDU-Ratsherr Andreas Hartnigk. Bei meinen Gesprächen mit Angehörigen von Pflegebedürftigen höre ich immer wieder von ihrer Verzweiflung bei der Platzsuche. Besonders in den nördlichen Stadtteilen fehlen Einrichtungen.
Der Streit offenbart ein grundsätzliches Dilemma: Während die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, nimmt das Pflegepersonal ab. Die Stadt will nun eine Arbeitsgruppe einrichten, die realistische Bedarfsprognosen erarbeiten soll. Für viele Düsseldorfer Familien kommt diese Initiative möglicherweise zu spät. Sie stehen weiterhin vor der Herausforderung, geeignete Pflege für ihre Angehörigen zu finden.