Die Münchner Polizei befreite am Mittwoch eine 92-jährige Seniorin aus ihrer eigenen Wohnung im Stadtteil Schwabing. Ihr Pfleger hatte sie dort eingesperrt und tagelang vernachlässigt. Nach Angaben der Polizei München wurde die betagte Dame in stark dehydriertem Zustand aufgefunden. Etwa 40 Prozent aller Pflegebedürftigen in München werden zu Hause versorgt.
Der 52-jährige Pfleger, der seit drei Jahren für die Seniorin verantwortlich war, hatte die Wohnung abgeschlossen und war untergetaucht. Nachbarn wurden misstrauisch, als sie die Frau tagelang nicht mehr sahen und alarmierten schließlich die Polizei. «Dieser Fall zeigt leider eine besonders schwerwiegende Form der Vernachlässigung», erklärt Andrea Mihm vom Münchner Seniorenbeirat. Die Beamten mussten die Wohnungstür aufbrechen und fanden die Frau in beklagenswertem Zustand vor. In der Wohnung herrschten unzumutbare hygienische Verhältnisse. Wie ich vor Ort sehen konnte, waren Lebensmittel verschimmelt und Medikamente nicht verabreicht worden.
Die Seniorin wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht, wo sie derzeit behandelt wird. Der Pfleger konnte inzwischen festgenommen werden. Er muss sich nun wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung durch Unterlassen verantworten. Das Sozialreferat der Stadt München prüft jetzt verstärkte Kontrollen bei häuslichen Pflegearrangements und bietet Beratung für besorgte Angehörige an.