Der jüngste Plagiatsvorwurf gegen die Hamburger Rechtsprofessorin Frauke Brosius-Gersdorf sorgt in der Hansestadt für Diskussionen. Die Universität Hamburg stellte sich gestern schützend vor die renommierte Juristin. Laut Universitätsstatistik wurden in den vergangenen fünf Jahren nur drei vergleichbare Fälle an der juristischen Fakultät untersucht.
Die anonyme Plattform «VroniPlag Wiki» hatte zuvor Textübernahmen ohne Quellenangaben in Brosius-Gersdorfs Habilitationsschrift von 2009 dokumentiert. Die Uni Hamburg betont jedoch, dass nach ihrer Einschätzung keine wissenschaftlichen Fehlverhalten vorliege. «Die kritisierten Passagen betreffen hauptsächlich formale Aspekte und beeinträchtigen nicht den wissenschaftlichen Kern der Arbeit», erklärte Universitätssprecher Michael Glasmeier.
In der Wissenschaftscommunity werden die Vorwürfe unterschiedlich bewertet. Professor Martin Schulz von der Bucerius Law School meint: «Plagiatsfälle müssen immer im historischen Kontext betrachtet werden. Die Standards haben sich seit 2009 deutlich verschärft.»
Als Reporterin, die regelmäßig über die Hamburger Hochschullandschaft berichtet, beobachte ich eine zunehmende Sensibilität für wissenschaftliche Integrität an den Instituten. Studierende berichten von strengeren Kontrollen ihrer Arbeiten.
Für die betroffene Professorin und die Universität Hamburg bleibt der Fall eine Belastungsprobe. Die Hochschule kündigte an, den Dialog mit der Fachcommunity zu intensivieren. Die Debatte zeigt einmal mehr, wie wissenschaftliche Standards und deren Interpretation im Wandel sind.