Die jüngsten Vorwürfe gegen das Erste Polizeirevier in Frankfurt erschüttern die Stadtgemeinschaft. Eine Zeugin berichtete vor dem Landgericht von systematischer Polizeigewalt gegen Festgenommene. Rund 180 Verfahren gegen Frankfurter Polizeibeamte werden derzeit geprüft.
«Wer sich nicht benimmt, dann gibt es halt Gewalt», soll ein Beamter laut Aussage der Zeugin gesagt haben. Die 26-jährige Polizeioberkommissarin arbeitete 2018 im betroffenen Revier und beobachtete, wie Kollegen Menschen schlugen, die gefesselt oder in Gewahrsamszellen waren. Besonders betroffen seien wohnungslose und alkoholisierte Personen gewesen. Der Prozess richtet sich gegen sechs suspendierte Polizisten, denen unter anderem Körperverletzung im Amt vorgeworfen wird.
Die Aussagen bestätigen, was viele im Bahnhofsviertel seit Jahren befürchten. Besonders erschreckend: Die Zeugin berichtet von einer «Zwei-Klassen-Behandlung» – während manche respektvoll behandelt wurden, erlitten andere Demütigungen. Die internen Strukturen hätten Kritik erschwert, da man als «Nestbeschmutzer» gegolten hätte.
Frankfurts Polizeipräsident Stefan Müller versicherte, man nehme die Vorwürfe ernst: «Solches Verhalten hat bei uns keinen Platz.» Der Fall wirft Fragen zur Kontrolle von Machtmissbrauch auf. Während der Prozess fortgesetzt wird, bleibt die Verunsicherung im Frankfurter Bahnhofsviertel spürbar.