Ab 2026 müssen Kölner Familien tiefer in die Tasche greifen. Der Stadtrat hat mehrere Gebührenerhöhungen beschlossen, die das tägliche Leben spürbar verteuern werden. Besonders betroffen sind Familien mit Kindern, die in den kommenden Jahren mit deutlich höheren Kosten für grundlegende kommunale Dienstleistungen rechnen müssen.
Eine vierköpfige Familie in Köln wird ab 2026 jährlich etwa 380 Euro mehr für städtische Gebühren ausgeben als bisher. Diese Mehrbelastung setzt sich aus verschiedenen Posten zusammen, die fast alle Kölner betreffen werden.
Die Abwassergebühren steigen um durchschnittlich 14 Prozent. Für eine Musterfamilie bedeutet dies Mehrkosten von etwa 70 Euro pro Jahr. Die StadtEntwässerungsBetriebe Köln begründen diesen Anstieg mit notwendigen Investitionen in das Kanalnetz und mit steigenden Betriebskosten.
Auch die Müllabfuhr wird teurer. Die Gebühren für die graue Restmülltonne erhöhen sich um rund 8 Prozent. Eine Familie mit einer 120-Liter-Tonne zahlt künftig etwa 40 Euro mehr im Jahr. Die AWB Köln verweist auf gestiegene Personal- und Energiekosten sowie auf Investitionen in umweltfreundlichere Fahrzeuge.
Besonders drastisch fallen die Preissteigerungen bei den Kita-Gebühren aus. Hier plant die Stadt eine Erhöhung von durchschnittlich 15 Prozent. Für Eltern mit einem Kind in der Betreuung bedeutet dies je nach Einkommen Mehrkosten zwischen 120 und 200 Euro jährlich. Familien mit zwei Kita-Kindern werden entsprechend stärker belastet.
«Wir müssen unsere Infrastruktur zukunftsfähig machen und gleichzeitig den städtischen Haushalt stabilisieren», erklärt Kölns Kämmerer Robert Fischer. «Die Gebührenerhöhungen sind notwendig, um die Qualität der Dienstleistungen langfristig zu sichern.»
Die Verbraucherzentrale Köln sieht die Entwicklung kritisch. «Die Summe der Erhöhungen trifft Familien mit mittlerem Einkommen besonders hart», sagt Petra Maier, Leiterin der Beratungsstelle. «Viele Haushalte haben ihre finanziellen Reserven in den letzten Jahren bereits aufgebraucht.»
Auch die Nebenkosten für Mieter steigen weiter. Die Stadt erhöht die Grundsteuer B um 10 Prozentpunkte, was Eigentümer über die Nebenkostenabrechnung an ihre Mieter weitergeben können. Für eine 90-Quadratmeter-Wohnung bedeutet dies Mehrkosten von etwa 40 Euro pro Jahr.
Hinzu kommen höhere Preise für Freizeitangebote. Die Eintrittspreise für städtische Schwimmbäder steigen um durchschnittlich einen Euro pro Besuch. Eine Familie, die regelmäßig schwimmen geht, muss mit Mehrkosten von etwa 60 Euro jährlich rechnen. Auch die Gebühren für Musikschule und Sportvereine ziehen an.
Im Stadtteil Ehrenfeld bemerkt man die Sorgen der Anwohner bereits. «Viele Familien in meinem Umfeld rechnen schon jetzt, wie sie die zusätzlichen Kosten stemmen können», berichtet Maria Schmidt, Vorsitzende des Stadtteilvereins Ehrenfeld. «Besonders für Familien mit mehreren Kindern wird es eng.»
Die Stadt bietet für einkommensschwache Haushalte verschiedene Entlastungsmöglichkeiten an. Mit dem KölnPass erhalten berechtigte Personen Ermäßigungen bei städtischen Gebühren und Dienstleistungen. «Wir prüfen derzeit, ob die Einkommensgrenzen für den KölnPass angepasst werden müssen», sagt Sozialdezernentin Corinna Weber.
Der Familienbund Köln fordert mehr Unterstützung. «Die Stadt muss gezielt Familien entlasten, statt sie mit immer neuen Gebührenerhöhungen zu belasten», erklärt Vorstandsmitglied Thomas Berger. «Wir brauchen eine familienfreundliche Gebührenstruktur, die die Anzahl der Kinder stärker berücksichtigt.»
Ein Vergleich mit anderen Großstädten in Nordrhein-Westfalen zeigt, dass Köln bei vielen kommunalen Gebühren im oberen Bereich liegt. In Düsseldorf und Bonn sind beispielsweise die Kita-Gebühren niedriger, während Essen und Dortmund günstigere Abwassergebühren haben.
Stadtrat Klaus Müller von der SPD-Fraktion verteidigt die Erhöhungen: «Wir haben lange versucht, die Belastungen für Familien gering zu halten. Aber die Stadt steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Ohne diese Anpassungen könnten wir viele Angebote nicht mehr aufrechterhalten.»
Die Oppositionsparteien im Rat kritisieren dagegen das Ausmaß der Erhöhungen. «Die Stadt sollte zuerst bei sich selbst sparen, bevor sie den Bürgern tiefer in die Tasche greift», fordert Ratsmitglied Sabine Hoffmann von der CDU. «Wir sehen erhebliches Einsparpotenzial in der Verwaltung.»
Für Kölner Familien bleibt die Hoffnung, dass die Lohnentwicklung mit den steigenden Kosten Schritt hält. Experten raten betroffenen Haushalten, ihre Ausgaben genau zu prüfen und gegebenenfalls Beratungsangebote zu nutzen. Die Schuldnerberatung der Caritas bietet kostenlose Hilfe bei finanziellen Engpässen.
Die Gebührenerhöhungen werden in der ersten Ratssitzung im Dezember 2025 endgültig beschlossen. Bürger haben bis dahin die Möglichkeit, Einwände im Rahmen der öffentlichen Anhörungen vorzubringen. Die Stadt hat angekündigt, alle Rückmeldungen ernsthaft zu prüfen.