Die Straßen Berlins verwandelten sich am Samstag in ein buntes Meer aus Regenbogenfahnen und politischen Botschaften. Rund 10.000 Menschen folgten dem Aufruf zum «Internationalist Queer Pride for Liberation» und zogen von Kreuzberg nach Neukölln. Die Veranstaltung stellte in diesem Jahr besonders den Zusammenhang zwischen queerer Befreiung und antikolonialen Kämpfen in den Vordergrund.
«Wir demonstrieren für eine Welt, in der alle Menschen frei und selbstbestimmt leben können», erklärte Sarah Meier vom Organisationsteam. Die Demonstration verlief laut Polizeiangaben weitgehend friedlich. Nur vereinzelt kam es zu kleinen Zwischenfällen. Die Stimmung unter den Teilnehmenden war ausgelassen, aber entschlossen. Als langjährige Beobachterin der Berliner Pride-Bewegung fiel mir auf, wie stark sich der politische Charakter dieser Veranstaltung vom kommerzielleren CSD unterscheidet.
Besonders eindrucksvoll waren die vielfältigen Redebeiträge zu internationalen Freiheitskämpfen. Die Demonstrierenden forderten mehr Solidarität mit queeren Menschen weltweit und kritisierten die zunehmende Instrumentalisierung von LGBTQ+-Rechten für nationalistische Zwecke. «Queere Befreiung lässt sich nicht von anderen Kämpfen trennen», hieß es immer wieder.
Das bunte Treiben in den Straßen Neuköllns zeigte einmal mehr, warum Berlin als Zentrum queerer Kultur gilt. Die wachsende Teilnehmerzahl deutet auf eine Bewegung hin, die auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Wie ein Teilnehmer treffend bemerkte: «Hier geht es nicht nur ums Feiern, sondern ums Kämpfen.»