Im Kölner Senstöpfchen Theater feierte gestern Abend «Rotkäppchen und die große Tunte» seine umjubelte Premiere. Über 200 Zuschauer erlebten die schrill-bunte Neuinterpretation des bekannten Märchens, die das traditionelle Stück in die queere Szene der Domstadt verlegt. Laut Theaterleitung war die Vorstellung innerhalb weniger Tage ausverkauft.
«Wir wollten etwas schaffen, das unterhält und gleichzeitig zum Nachdenken anregt», erklärt Regisseur Martin Weber. Die Inszenierung spielt gekonnt mit Klischees und bricht sie gleichzeitig auf charmante Weise. Besonders Andreas Müller in der Rolle der Tunte «Gloria Glitzer» begeisterte das Publikum mit frechem Wortwitz und erstaunlicher Wandlungsfähigkeit.
Die Kostüme – von knallrot bis funkelnd bunt – sind ein Augenschmaus und typisch für die Extravaganz, die das Senstöpfchen seit Jahren auszeichnet. Wer durch die Altstadt schlendert, kann das kleine Theater leicht übersehen, doch die künstlerische Kraft, die von hier ausgeht, ist beachtlich.
Bezirksbürgermeisterin Cornelia Schmidt lobte die Produktion: «Solche Stücke machen Köln zu dem weltoffenen Ort, der er ist.» Das Ensemble plant bereits weitere Vorstellungen bis Ende März. Der überraschende Erfolg zeigt einmal mehr: In Köln hat queeres Theater nicht nur Tradition, sondern auch Zukunft.