Die bunten Farben der Solidarität wurden in der Nacht zum Schweigen gebracht. In mehreren deutschen Städten haben Unbekannte Regenbogenfahnen von Kirchengebäuden entfernt oder beschädigt. Die Vorfälle häufen sich besonders im Vorfeld des Christopher Street Days, der in vielen Städten bevorsteht. Was als Symbol für Toleranz und Akzeptanz gedacht war, wurde zum Ziel gezielter Angriffe.
Die katholische Gemeinde St. Elisabeth in Dortmund erlebte es am eigenen Leib: Ihre Regenbogenfahne wurde abgerissen und durch eine schwarze Fahne ersetzt. Auch die Andreasgemeinde in Göttingen berichtet von ähnlichen Vorfällen, wie katholisch.de vermeldet. «Diese Angriffe sind nicht nur Sachbeschädigung, sondern Angriffe auf unsere Werte der Nächstenliebe«, erklärt Pfarrer Michael Kemper aus Dortmund. Der Staatsschutz ermittelt bereits in mehreren Fällen.
Ich stand gestern vor der St. Elisabeth Kirche. Wo sonst bunte Farben Hoffnung symbolisierten, klaffte nun eine Lücke. Eine ältere Dame neben mir schüttelte nur den Kopf. «In meiner Jugend hätten wir von solcher Offenheit nur träumen können», sagte sie leise.
Die Reaktionen der Gemeinden fallen unterschiedlich, aber entschlossen aus. Viele hängen umgehend neue Fahnen auf, manche organisieren Solidaritätskundgebungen. Die symbolische Kraft der Regenbogenfahne scheint durch die Angriffe eher zu wachsen als zu schwinden. In einer Zeit, in der wir über Vielfalt und Akzeptanz sprechen, wird der Regenbogen zur Nagelprobe für unsere Gesellschaft – und unsere Kirchen.