Die Stille im Frankfurter Gerichtssaal war greifbar. Heinrich XIII. Prinz Reuß, Hauptangeklagter im Reichsbürger-Prozess, kündigte an, sich erstmals zu den Vorwürfen äußern zu wollen. Sein Fall beschäftigt nicht nur die Justiz, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf eine wachsende Bewegung in unserer Gesellschaft.
Die sogenannten «Reichsbürger» erkennen die Bundesrepublik nicht an. Sie leben in einer Parallelrealität, in der das Deutsche Reich fortbesteht. Prinz Reuß steht im Zentrum einer Gruppe, die laut Anklage einen gewaltsamen Umsturz plante. «Diese Ideologie ist gefährlicher als viele denken», erklärt der Extremismusforscher Dr. Martin Weber. «Sie verbindet Verschwörungsmythen mit konkreten Gewaltfantasien.»
Bei einer Razzia im Dezember 2022 wurden Waffen gefunden. Die Ermittlungen deckten detaillierte Pläne auf. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem ehemaligen Anhänger solcher Ideen. «Man rutscht da hinein wie in ein Kaninchenloch», erzählte er mir. «Irgendwann erscheint die absurdeste Verschwörungstheorie logisch.»
Der Prozess in Frankfurt ist mehr als ein Justizfall. Er spiegelt eine gesellschaftliche Herausforderung wider. Wie gehen wir mit Menschen um, die unseren Staat fundamental ablehnen? Die Aussage von Prinz Reuß könnte Einblicke in diese Parallelwelt geben. Für Hessen und darüber hinaus bleibt der Fall ein wichtiger Gradmesser für den Umgang mit extremistischen Strömungen.