Der Herbst schickt erste Boten, und mit ihnen kehrt die Debatte um unser Renteneintrittsalter zurück – so verlässlich wie fallende Blätter. Während ich gestern mit meiner 67-jährigen Nachbarin sprach, wurde ihre Erleichterung spürbar: Die Bundesregierung plant aktuell keine Erhöhung des Renteneintrittsalters über die bereits beschlossenen 67 Jahre hinaus.
Arbeitsminister Hubertus Heil bekräftigte kürzlich diese Position, trotz der demografischen Herausforderungen. «Eine weitere Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters wäre lebensfremd und würde für viele Menschen, die nicht länger arbeiten können, eine Rentenkürzung bedeuten», erklärte der SPD-Politiker entschieden. Die schrittweise Anhebung auf 67 Jahre läuft bereits seit 2012 und wird 2031 abgeschlossen sein. Besonders bemerkenswert: Das durchschnittliche tatsächliche Renteneintrittsalter liegt derzeit bei etwa 64 Jahren.
Wirtschaftsweise wie Veronika Grimm sehen dies kritisch und fordern längere Lebensarbeitszeiten. Doch bei meinem Besuch in einer Pflegeeinrichtung letzte Woche wurde mir klar: Nicht jeder Beruf erlaubt es, bis 67 oder länger zu arbeiten. Die Pflegekräfte dort können sich kaum vorstellen, ihren körperlich fordernden Beruf bis ins hohe Alter auszuüben.
Die Rentendebatte spiegelt gesellschaftliche Bruchlinien wider. Während Büroangestellte oft länger arbeiten könnten, stehen körperlich Arbeitende vor ganz anderen Herausforderungen. Vielleicht brauchen wir mehr maßgeschneiderte Lösungen statt pauschaler Altersgrenzen. Denn was bringt uns ein höheres Renteneintrittsalter, wenn die Gesundheit nicht mithält?