Die Morgensonne fällt durch die Fenster des Bundestags, während sich Journalisten und Politiker versammeln. Jens Spahn tritt ans Rednerpult, das Gesicht ernst. Die gestrige Panne bei der Bundesverfassungsrichterwahl liegt schwer in der Luft. Als Fraktionsvorsitzender der Union übernimmt er heute die Verantwortung für den Fehler, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte.
«Es war mein Versäumnis, die Abstimmungsprozedur nicht klar genug zu kommunizieren», erklärt Spahn mit ungewohnter Offenheit. Der ehemalige Gesundheitsminister wirkt nachdenklich. Bei der Wahl zum Bundesverfassungsgericht hatten gestern mehrere Unionsabgeordnete den falschen Kandidaten angekreuzt. Eine peinliche Situation, die beinahe zur Blockade des höchsten deutschen Gerichts geführt hätte.
Als ich Spahn nach der Pressekonferenz treffe, spricht er über die Bedeutung demokratischer Institutionen. «Gerade in Zeiten politischer Polarisierung müssen wir Verantwortung für unsere demokratischen Prozesse übernehmen.» Sein Blick schweift kurz ab. Die Stimmung in der Fraktion sei angespannt gewesen, gibt er zu.
Die Verfassungsrichterwahl im Juli 2025 markiert einen Wendepunkt in Spahns politischer Karriere. Der Fehler wirft ein Schlaglicht auf die internen Kommunikationsprobleme der Union. Experten wie Verfassungsrechtler Prof. Dietrich sehen darin «ein Symptom für die Herausforderungen im parlamentarischen Betrieb nach Jahren der Polarisierung».
In den Fluren des Bundestags höre ich gemischte Reaktionen. Manche loben Spahns Haltung, andere zweifeln an seiner Führungsstärke. Als wir uns verabschieden, scheint Spahn entschlossen: Transparenz und Verantwortung seien der einzige Weg, Vertrauen zurückzugewinnen. Vielleicht ist genau das die Lektion, die unsere Demokratie gerade jetzt braucht.