Die Stadt Frankfurt am Main trauert um einen ihrer prägendsten Künstler. Rosa von Praunheim, der international bekannte Filmemacher und LGBTQ-Aktivist, ist im Alter von 81 Jahren verstorben. Die Nachricht seines Todes löste in der Mainmetropole, wo er viele Jahre seines Lebens verbrachte, tiefe Betroffenheit aus.
Oberbürgermeister Mike Josef würdigte von Praunheim als «mutigen Vorkämpfer für die Rechte von Homosexuellen» und als «wichtige Stimme für Toleranz und Vielfalt». Josef betonte: «Mit seinen Filmen hat er nicht nur die Kunstszene geprägt, sondern auch gesellschaftliche Debatten angestoßen, die Frankfurt offener und inklusiver gemacht haben.«
Von Praunheim, der am 25. November 1942 als Holger Radtke in Riga geboren wurde, gehörte zu den Pionieren des deutschen Autorenfilms. Seine provokanten Werke wie «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» aus dem Jahr 1971 machten ihn zu einer Ikone der Schwulenbewegung. In Frankfurt war er besonders mit dem Kulturzentrum Mousonturm verbunden, wo viele seiner Filme gezeigt wurden.
Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig beschrieb den Verstorbenen als «unermüdlichen Kämpfer gegen Diskriminierung und für künstlerische Freiheit». Sie erinnerte an seine zahlreichen Auftritte in der Stadt und seine enge Verbindung zur lokalen Kulturszene: «Rosa von Praunheim hat Frankfurts kulturelle Identität mitgestaltet und uns gezeigt, wie Kunst gesellschaftliche Veränderung bewirken kann.«
Die Trauerfeier soll nach Wunsch der Angehörigen im engsten Kreis stattfinden. Die Stadt plant jedoch eine öffentliche Gedenkveranstaltung im Römer für Anfang nächsten Monats, um sein künstlerisches Vermächtnis zu würdigen. Zudem wird es im städtischen Kino eine Retrospektive seiner wichtigsten Werke geben.
Auch in der Frankfurter Kunstszene ist die Trauer groß. Das Filmhaus Frankfurt hat spontan eine Kondolenzwand eingerichtet, wo Bürger ihre Gedanken und Erinnerungen teilen können. «Seine Filme haben mir den Mut gegeben, zu mir selbst zu stehen«, schrieb ein Besucher.
Der Verein «CSD Frankfurt» kündigte an, dem Filmemacher bei der nächsten Pride-Parade besonders zu gedenken. «Ohne Rosas unermüdlichen Einsatz wären wir als Community heute nicht dort, wo wir sind«, erklärte Vorstandsmitglied Joachim Letschert.
Von Praunheims künstlerisches Schaffen umfasste mehr als 150 Filme. Er thematisierte darin oft Tabuthemen und gab marginalisierten Gruppen eine Stimme. Für sein Lebenswerk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bundesfilmpreis und das Bundesverdienstkreuz.
In Frankfurt hatte von Praunheim besonders in den 1980er und 1990er Jahren intensiv gearbeitet und mehrere seiner Dokumentarfilme gedreht. Sein Engagement für die Aufklärung über AIDS und sein Kampf gegen Homophobie haben in der Stadt bleibende Spuren hinterlassen.
Die Frankfurter Aids-Hilfe würdigte ihn als «unbequemen Mahner, der zu einer Zeit über HIV sprach, als viele schweigen wollten.» Sein kompromissloser Aktivismus hatte manchmal auch Kontroversen ausgelöst, doch selbst seine Kritiker anerkannten stets seinen Mut und seine Authentizität.
Frankfurts Kulturszene verliert mit Rosa von Praunheim einen ihrer bedeutendsten und eigenwilligsten Vertreter. Sein Vermächtnis wird in der Stadt durch seine Filme, aber auch durch die gesellschaftlichen Veränderungen, für die er gekämpft hat, weiterleben.