Als ich neulich auf LinkedIn durch meinen Feed scrollte, fiel mir eines sofort auf: Die Stellenangebote schienen deutlich weniger geworden zu sein. Was zunächst nur ein subjektiver Eindruck war, bestätigt sich nun durch aktuelle Zahlen. Der deutsche Arbeitsmarkt kühlt sich spürbar ab – mit 37 Prozent weniger ausgeschriebenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr.
Die Zeiten des «War for Talents» scheinen vorerst vorbei. Besonders hart trifft es die IT-Branche, die nach dem Boom der Corona-Jahre nun Rückgänge von über 50 Prozent verzeichnet. «Wir erleben eine deutliche Konsolidierung nach Jahren des überhitzten Wachstums», erklärt Dr. Sabine Köhler vom Institut für Arbeitsmarktforschung. Die Unternehmen agieren vorsichtiger, viele Neueinstellungen werden auf Eis gelegt.
Vor wenigen Tagen sprach ich mit meinem Nachbarn Thomas, der nach 15 Jahren seinen Job in der Automobilindustrie verloren hat. «Früher hätte ich innerhalb weniger Wochen etwas Neues gefunden», erzählte er mir. Heute bleibt sein Postfach nach Bewerbungen oft leer. Die Zahlen geben ihm recht: In der Automobil- und Zulieferbranche sind die Stellenangebote um 42 Prozent eingebrochen.
Die wirtschaftliche Unsicherheit schlägt sich direkt auf den Arbeitsmarkt nieder. Während die Gehälter weiter steigen, wird der Kuchen an verfügbaren Jobs kleiner. Für Bewerber bedeutet das: mehr Konkurrenz, längere Suchzeiten. Gleichzeitig entstehen neue Chancen für Quereinsteiger in Mangelberufen wie der Pflege. Der Arbeitsmarkt wandelt sich – und wir mit ihm.