In Dresdens Neustadt ist die russische Gemeinschaft deutlich sichtbar. Etwa 5.000 russischstämmige Menschen leben laut Stadtstatistik in der sächsischen Landeshauptstadt. Seit dem Ukraine-Krieg hat sich ihr Alltag verändert. «Viele von uns sprechen in der Öffentlichkeit lieber leise Russisch oder gar nicht», erzählt Maria Petrow, die seit 15 Jahren in Dresden lebt.
Die Stimmung ist angespannt. Einige Dresdner Geschäfte mit russischen Waren berichten von gelegentlichen Anfeindungen. Gleichzeitig entstehen neue Initiativen für den interkulturellen Dialog. Im Kulturzentrum «Dialog» treffen sich wöchentlich Menschen verschiedener Herkunft zum Austausch. «Wir wollen zeigen, dass russische Kultur nicht gleichbedeutend mit russischer Politik ist», erklärt Zentrumsleiter Andrej Kowalski.
Besonders berührend finde ich die Solidarität vieler russischstämmiger Dresdner mit ukrainischen Flüchtlingen. In der Frauenkirche sah ich kürzlich eine russischsprachige Familie, die einer ukrainischen Familie beim Übersetzen half. Die städtische Integrationsbeauftragte Dr. Petra Schmidt bestätigt: «Die meisten russischstämmigen Bürger distanzieren sich klar vom Krieg und engagieren sich vorbildlich in unserer Stadtgesellschaft.»
Der Alltag bleibt dennoch kompliziert. Viele Familien vermeiden politische Gespräche, um Konflikte zu verhindern. Für die Zukunft plant die Stadt weitere Begegnungsformate. Die Geschichte der russischen Gemeinschaft in Dresden zeigt, wie schwierig, aber auch wie wichtig das Zusammenleben in herausfordernden Zeiten ist.