Die Münchner S-Bahn-Stammstrecke wurde heute Vormittag komplett gesperrt. Ein Feuerwehreinsatz im Bereich des Marienplatzes führte zu massiven Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr. Tausende Pendler mussten alternative Routen finden oder lange Wartezeiten in Kauf nehmen.
Gegen 9:30 Uhr löste ein Brandalarm im Zwischengeschoss des S-Bahnhofs Marienplatz einen Großeinsatz der Feuerwehr aus. Die Deutsche Bahn stellte daraufhin den Verkehr auf der gesamten Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof ein. Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich um einen technischen Defekt an einer Rolltreppe, der starke Rauchentwicklung verursachte.
«Die Sicherheit unserer Fahrgäste hat absolute Priorität», erklärte Heiko Büttner, Sprecher der Deutschen Bahn in München. «Sobald ein Brandalarm ausgelöst wird, greifen standardisierte Sicherheitsprotokolle. Eine sofortige Sperrung war unumgänglich.»
Die Münchner Feuerwehr rückte mit mehreren Löschzügen an. Während der Einsatzmaßnahmen wurden alle Zugänge zum S-Bahnhof Marienplatz abgesperrt. Glücklicherweise befanden sich zum Zeitpunkt des Alarms vergleichsweise wenige Menschen im Bahnhofsbereich. Eine Evakuierung verlief nach Augenzeugenberichten geordnet und ohne Panik.
Für die rund 840.000 Fahrgäste, die täglich die Münchner S-Bahn nutzen, bedeutete die Sperrung erhebliche Umwege. Die S-Bahnen wurden umgeleitet oder endeten vorzeitig. Die Deutsche Bahn richtete einen Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof ein, doch die Kapazitäten reichten bei weitem nicht aus.
Besonders hart traf es Pendler aus dem Umland. «Ich komme aus Freising und brauche jetzt fast doppelt so lange zur Arbeit», berichtete die 43-jährige Krankenschwester Maria Huber. «Ohne die S1 muss ich über den Hauptbahnhof fahren und dann die U-Bahn nehmen. Das kostet mindestens 45 Minuten extra.»
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) verstärkte als Reaktion den U-Bahn-Verkehr auf den Linien U3 und U6, die parallel zur Stammstrecke verlaufen. «Wir haben alle verfügbaren Züge eingesetzt», sagte MVG-Betriebsleiter Michael Wagner. «Trotzdem war die Situation äußerst angespannt.»
Gegen 12:15 Uhr gab die Feuerwehr Entwarnung. Techniker hatten den defekten Antrieb der Rolltreppe identifiziert und gesichert. Eine Gefahr für Fahrgäste bestand zu keinem Zeitpunkt. Dennoch dauerte es bis etwa 13:00 Uhr, bis der S-Bahn-Verkehr wieder anrollte.
Die Stammstrecke bleibt die Achillesferse des Münchner Nahverkehrs. Als zentrale Ost-West-Verbindung bündelt sie den gesamten S-Bahn-Verkehr zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof. Täglich fahren hier über 1.000 Züge – bei nur zwei verfügbaren Gleisen. Störungen wie der heutige Feuerwehreinsatz wirken sich daher besonders drastisch aus.
Die zweite Stammstrecke, die Entlastung bringen soll, ist seit Jahren im Bau. Mit ihrer Fertigstellung wird allerdings nicht vor 2035 gerechnet. Die Kosten für das Projekt haben sich seit der Planung mehr als verdreifacht und liegen mittlerweile bei geschätzten 7,2 Milliarden Euro.
Stadtrat Thomas Weber von den Grünen forderte nach dem heutigen Vorfall erneut ein Umdenken: «Wir brauchen mehr Redundanz im System. Die zweite Stammstrecke allein wird das Problem nicht lösen. Wir sollten auch über den Ausbau des Nordrings und alternative Verbindungen nachdenken.»
Für viele Münchner sind solche Störungen leider nichts Neues. «Das passiert doch ständig», meinte Pendler Michael Kraus resigniert, während er am Hauptbahnhof auf einen Ersatzbus wartete. «Mal ist es ein Notarzteinsatz, mal eine technische Störung, heute ein Feuerwehreinsatz. Ich plane mittlerweile immer eine Stunde Puffer ein, wenn ich pünktlich sein muss.»
Die Deutsche Bahn kündigte eine gründliche Untersuchung des Vorfalls an. Auch die routinemäßige Wartung der Rolltreppen und technischen Anlagen soll überprüft werden, um ähnliche Ausfälle künftig zu vermeiden.