An manchen Tagen spürt man förmlich, wie sich die politische Landschaft verschiebt. Der angekündigte Rückzug Sahra Wagenknechts von der BSW-Spitze gehört definitiv dazu. Seit Monaten kursieren Gerüchte über ihren gesundheitlichen Zustand. Die 55-jährige Politikerin leidet unter chronischer Erschöpfung und hat ihre öffentlichen Auftritte stark reduziert.
«Ich werde nicht ewig an der Spitze stehen», erklärte Wagenknecht kürzlich in einem Spiegel-Interview. Eine Aussage, die nun konkrete Formen annimmt. Das erst im Januar gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht bereitet sich auf die Zeit nach seiner Namensgeberin vor. Ein schwieriger Balanceakt für eine Partei, die so stark auf eine Person zugeschnitten ist. In internen Kreisen werden bereits Namen wie Amira Mohamed Ali und Fabio De Masi als potenzielle Nachfolger gehandelt.
Die Herausforderung für das BSW ist immens. Wie überlebt eine Bewegung, wenn ihr charismatisches Zentrum wegfällt? Diese Frage stellt sich nicht zum ersten Mal in der deutschen Politik. Ich erinnere mich noch gut an das Beben, als Oskar Lafontaine die LINKE verließ. Damals wie heute steht die politische Linke vor einem Umbruch.
Der geplante Rückzug Wagenknechts kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Mit beachtlichen Wahlerfolgen in Ostdeutschland hat das BSW politisches Gewicht erlangt. Doch ohne seine prominenteste Figur steht die junge Partei vor ihrer größten Bewährungsprobe. Ob das politische Erbe Wagenknechts überdauern wird, hängt nun davon ab, wie gut der Übergang gelingt.