Der Münchner S-Bahn-Verkehr bekommt ungewöhnliche Unterstützung: Seit dieser Woche sind spezielle Sanitäter auf der stark belasteten Stammstrecke im Einsatz. Ihr Auftrag ist nicht die medizinische Versorgung, sondern schnelles Eingreifen bei Fahrgastnotfällen. Laut S-Bahn München verursachen solche Vorfälle jährlich etwa 400 Betriebsstörungen und betreffen rund 750.000 Pendler.
Die neuen «Erste-Hilfe-Teams» bestehen aus ausgebildeten Sanitätern, die in den Hauptbahnhöfen stationiert sind. Bei Notfällen können sie innerhalb weniger Minuten vor Ort sein und professionell handeln. «Wir wollen die Wartezeit für betroffene Fahrgäste deutlich verkürzen und gleichzeitig den Betriebsablauf stabilisieren», erklärt Heiko Büttner, Leiter der S-Bahn München. Die Teams sind zunächst werktags von 6 bis 22 Uhr im Einsatz.
Münchens S-Bahn-System leidet seit Jahren unter Überlastung. Die Stammstrecke, über die täglich mehr als 840 Züge fahren, ist besonders anfällig für Störungen. Bei meinem Besuch am Marienplatz beobachte ich, wie eines der neuen Teams bereits einem geschwächten Fahrgast hilft – die umstehenden Pendler nicken anerkennend.
Das Pilotprojekt läuft zunächst bis Ende 2023. Die S-Bahn erhofft sich davon eine spürbare Verbesserung der Pünktlichkeit. Für viele Münchner könnte dies den Alltag merklich erleichtern. Der Ansatz zeigt: Manchmal braucht es kreative Lösungen für die Probleme des öffentlichen Nahverkehrs in einer wachsenden Großstadt.