In Dresden steigt die Zahl der Schulverweigerer alarmierend an. Über 1.800 Kinder erschienen im letzten Schuljahr kaum oder gar nicht zum Unterricht. Dahinter stecken oft komplexe Familiengeschichten, wie bei Familie Müller aus Striesen, wo der 13-jährige Lukas seit drei Monaten zu Hause bleibt.
«Ich kann nicht zusehen, wie mein Kind in der Schule leidet», erklärt Vater Thomas Müller. Nach wiederholten Mobbingvorfällen und ausbleibender Hilfe entschied er sich für diesen radikalen Schritt. Die Schulbehörde reagierte mit Bußgeldandrohungen. Experten sehen das Problem differenzierter. «Schulverweigerung ist meist ein Hilfeschrei«, erläutert Sonja Werner vom Dresdner Schulpsychologischen Dienst. Besonders seit der Pandemie häufen sich solche Fälle.
Die Stadt hat inzwischen ein Präventionsprogramm gestartet. Erste Erfolge zeigen sich bereits in Pieschen, wo Schulen mit Sozialarbeitern kooperieren. Was bei meinen Besuchen vor Ort auffällt: Die Kommunikation zwischen Eltern und Schulen braucht dringend neue Wege. Die Zahl der Schulverweigerer könnte durch frühzeitige Intervention deutlich reduziert werden.
Das Bildungsamt kündigt für Herbst runde Tische in allen Stadtteilen an. Für Familien wie die Müllers kommt das zu spät. Die Erfahrungen zeigen jedoch: Ohne Schule verschlechtern sich die Zukunftsperspektiven dramatisch. Der Fall wirft wichtige Fragen auf, die unsere Gesellschaft beantworten muss.