Eine Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen auf einem Spielplatz im Stuttgarter Stadtbezirk Bad Cannstatt ist am Dienstagnachmittag in Gewalt eskaliert. Ein 16-Jähriger soll nach einem Streit eine Schusswaffe gezogen und auf einen Gleichaltrigen geschossen haben. Der Vorfall schockiert Anwohner und wirft Fragen zur Sicherheit in dem Viertel auf.
Der mutmaßliche Täter befindet sich inzwischen in Untersuchungshaft. Die Polizei ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Nach ersten Erkenntnissen waren mehrere Jugendliche an der Auseinandersetzung beteiligt, die gegen 17:30 Uhr auf dem Spielplatz begann.
«Wir haben Schreie gehört und dann einen lauten Knall», berichtet Maria Schmidt, die in einem Wohnhaus gegenüber des Spielplatzes lebt. «Ich konnte kaum glauben, dass so etwas hier passieren kann – auf einem Platz, wo tagsüber Kinder spielen.»
Der Schuss traf das 16-jährige Opfer am Bein. Glücklicherweise erlitt der Jugendliche keine lebensgefährlichen Verletzungen. Rettungskräfte brachten ihn zur Behandlung in ein nahegelegenes Krankenhaus.
Zeugenaussagen zufolge flüchtete der Täter zunächst vom Tatort, konnte jedoch im Rahmen einer sofort eingeleiteten Fahndung von der Polizei festgenommen werden. Bei ihm wurde eine Schusswaffe sichergestellt, bei der es sich ersten Untersuchungen zufolge um die Tatwaffe handeln könnte.
«Die Hintergründe der Tat werden derzeit intensiv untersucht», erklärt Polizeisprecherin Claudia Weber. «Wir prüfen, ob es sich um einen gezielten Angriff handelte und woher die Waffe stammt.» Die Beamtin betont, dass die Ermittlungen zu möglichen Verbindungen zwischen Täter und Opfer sowie zum genauen Tatmotiv noch andauern.
Der Vorfall hat im Stadtteil für große Verunsicherung gesorgt. «Das ist ein Ort, an dem sich viele Familien mit kleinen Kindern treffen», sagt Thomas Müller vom örtlichen Bürgerverein. «Dass hier nun eine Schusswaffe zum Einsatz kam, macht viele Anwohner fassungslos.»
Besonders beunruhigend ist für viele Eltern, dass der Vorfall sich am frühen Abend ereignete – eine Zeit, zu der normalerweise noch Kinder auf dem Spielplatz sein könnten. «Wir müssen uns fragen, wie es sein kann, dass ein Jugendlicher mit einer Waffe herumläuft», so eine besorgte Mutter aus der Nachbarschaft.
Bezirksbeirat Markus Klein fordert nun mehr Präsenz der Polizei in dem Gebiet: «Wir brauchen regelmäßige Streifen und mehr Jugendsozialarbeit, um solche Gewalteskalationen zu verhindern.»
Die Polizei hat inzwischen einen Zeugenaufruf gestartet und bittet Personen, die Beobachtungen zum Tathergang oder den beteiligten Personen gemacht haben, sich zu melden. Gleichzeitig versuchen Beamte der Jugendkriminalität, das Umfeld der beteiligten Jugendlichen zu durchleuchten.
Während die Ermittlungen laufen, haben Anwohner spontan eine Mahnwache für den kommenden Freitag organisiert. «Wir wollen ein Zeichen setzen, dass unser Viertel kein Ort für Gewalt ist», erklärt Initiatorin Sarah Weber. Die Veranstaltung soll um 18 Uhr auf dem betroffenen Spielplatz stattfinden.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das Problem der Jugendgewalt in Großstädten. Sozialarbeiter weisen darauf hin, dass präventive Maßnahmen und niedrigschwellige Angebote für Jugendliche ausgebaut werden müssen. «Wir brauchen mehr sichere Räume und Ansprechpartner für Jugendliche in Konfliktsituationen», betont Jugendsozialarbeiter Michael Krause.
Die Stadtverwaltung hat angekündigt, den Vorfall zum Anlass zu nehmen, das Sicherheitskonzept für öffentliche Spielplätze zu überprüfen. Auch sollen Gespräche mit Schulen und Jugendeinrichtungen in der Umgebung geführt werden, um mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen.