In Hamburg fehlt es dramatisch an Schutzplätzen für von Gewalt bedrohte Frauen. In den fünf Hamburger Frauenhäusern gibt es nur 197 Plätze – deutlich zu wenig für die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Nach Schätzungen des Europarats müsste Hamburg mindestens 357 Plätze vorhalten, um den tatsächlichen Bedarf zu decken.
„Jeden Tag müssen wir Frauen abweisen, die dringend Schutz suchen», berichtet Katrin Fischer vom Hamburger Frauenhaus-Koordinierungskreis. Die Folgen sind gravierend: Betroffene müssen entweder in andere Bundesländer ausweichen oder kehren in gefährliche Situationen zurück. Besonders alarmierend ist die Lage für Frauen mit Behinderungen – nur ein Haus in Hamburg ist barrierefrei. Auch für Frauen mit älteren Söhnen gibt es kaum Möglichkeiten, da Jungen über 14 Jahre in vielen Einrichtungen nicht aufgenommen werden können. Vor Ort sieht man die Verzweiflung der Hilfesuchenden täglich. Die Corona-Pandemie hat die Situation noch verschärft.
Die Stadt hat zwar zusätzliche Mittel in Aussicht gestellt, aber der Ausbau geht den Frauenhäusern viel zu langsam voran. „Hamburg muss jetzt handeln, nicht erst in fünf Jahren», fordert Fischer. Bis dahin könnten unzählige Frauen ohne den nötigen Schutz bleiben – mit potenziell lebensgefährlichen Konsequenzen.