Die Stimmung ist geladen in den Berliner Hinterzimmern. Eine neue Umfrage zeigt: Fast 40 Prozent der Deutschen sind mit der schwarz-roten Koalition unzufriedener als mit der vorherigen Ampel-Regierung. Das überrascht mich nicht. Bei meinem letzten Besuch im Café am Gendarmenmarkt hörte ich ähnliche Töne an den Nachbartischen.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Laut der aktuellen Erhebung empfinden 39 Prozent der Befragten die neue Regierung als Verschlechterung. Nur 25 Prozent sehen eine positive Entwicklung. Der Rest bemerkt keinen Unterschied. Besonders in Ostdeutschland ist die Enttäuschung groß. Politikwissenschaftler Prof. Manfred Güllner erklärt dazu: «Die anfängliche Hoffnung auf einen Neustart ist einer nüchternen Realitätswahrnehmung gewichen. Viele Bürger sehen ihre Erwartungen nicht erfüllt.»
Was mich persönlich nachdenklich stimmt: Bei meiner Recherche für die Kulturseite letzte Woche äußerten fast alle Gesprächspartner ähnliche Bedenken. Ein Theaterregisseur flüsterte mir beim Espresso zu, er vermisse jede Vision für die Kulturlandschaft. Die Unzufriedenheit zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten – vom Handwerker bis zur Universitätsprofessorin.
Während die Politiker in Berlin um Prozentpunkte ringen, wächst draußen die Kluft zwischen Regierung und Bürgern. Die Umfragewerte sollten ein Weckruf sein. Denn Vertrauen, einmal verloren, lässt sich nur schwer zurückgewinnen. Und genau dieses Vertrauen brauchen wir mehr denn je in unserer fragilen Demokratie.