Der unerwartete Second-Hand-Boom: Warum Nürnberg vor München liegt
Gestern schlenderte ich durch die Maxvorstadt und beobachtete eine Szene, die symptomatisch für unsere Zeit ist: Vor einem kleinen Second-Hand-Laden bildete sich eine Schlange junger Menschen. Was früher als «aus zweiter Hand» verpönt war, ist heute Lifestyle-Statement. In Bayern erlebt der Second-Hand-Markt einen regelrechten Boom – mit überraschendem Ausgang im Städtevergleich.
Nicht München, sondern Nürnberg führt das bayerische Second-Hand-Ranking an. Die Frankenmetropole belegt mit 7,6 Geschäften pro 100.000 Einwohner den Spitzenplatz, wie eine aktuelle Analyse des Versicherungsportals Coya zeigt. München landet mit 7,2 Läden nur auf dem zweiten Platz. «Second-Hand ist längst kein Nischenmarkt mehr, sondern Ausdruck eines neuen Konsumbewusstseins«, erklärt Nachhaltigkeitsexpertin Julia Meier.
Letzten Monat stöberte ich selbst in einem Nürnberger Vintage-Store und war beeindruckt von der Qualität und Vielfalt. Die Betreiberin erzählte mir, dass ihre Kundschaft inzwischen quer durch alle Gesellschaftsschichten geht. Bundesweit liegt übrigens Rostock mit 15,7 Second-Hand-Läden pro 100.000 Einwohner an der Spitze.
Diese Entwicklung spiegelt mehr als nur einen Trend wider. Sie zeigt eine gesellschaftliche Veränderung: Nachhaltigkeit wird vom abstrakten Begriff zur gelebten Praxis. Während ich durch die Kleiderständer blättere, wird mir bewusst: Second-Hand ist nicht mehr second choice – sondern erste Wahl für eine wachsende Zahl bewusster Konsumenten.