Nach dem mageren 1:1 gegen Mainz wächst der Unmut über Dortmunds Neuzugang Serhou Guirassy. Der Stürmer, der für 18 Millionen Euro vom VfB Stuttgart kam, steht zunehmend in der Kritik.
Die Zahlen sprechen für sich: Beim VfB Stuttgart erzielte Guirassy in der vergangenen Saison beeindruckende 28 Tore in 28 Spielen. Eine Quote, die hohe Erwartungen weckte, als er im Sommer nach Dortmund wechselte. Doch beim BVB läuft es bisher nicht rund für den 28-Jährigen. In 14 Pflichtspielen gelangen ihm nur vier Treffer – eine deutliche Verschlechterung seiner Torquote.
Besonders auffällig ist Guirassys Spielweise. Immer wieder versucht er, Alleingänge zu starten, anstatt den besser postierten Mitspieler einzusetzen. Diese Eigenschaft sorgt für Unmut bei Teamkollegen und Fans. Beim Mainz-Spiel war dies deutlich zu beobachten. In mehreren Situationen ignorierte er freistehende Mitspieler und versuchte selbst zum Abschluss zu kommen – meist ohne Erfolg.
«Guirassy muss mehr im Sinne der Mannschaft agieren», äußerte sich ein BVB-Insider nach dem Spiel. «Seine Einzelaktionen bringen uns nicht weiter, wenn er dabei die besser positionierten Mitspieler übersieht.»
Die Körpersprache des Stürmers trägt zusätzlich zur wachsenden Kritik bei. Bei Ballverlusten wirkt Guirassy oft frustriert und lässt den Kopf hängen, anstatt sofort ins Gegenpressing zu gehen. Eine Einstellung, die nicht zum kämpferischen Geist passt, den die Dortmunder Fans von ihren Spielern erwarten.
BVB-Trainer Nuri Sahin steht nun vor der Herausforderung, Guirassy besser ins Teamgefüge zu integrieren. «Wir arbeiten daran, dass alle Spieler ihre Stärken optimal einbringen können», erklärte Sahin auf der Pressekonferenz, ohne direkt auf die Kritik an Guirassy einzugehen.
Die Statistiken zeigen ein weiteres Problem: Guirassy gewinnt deutlich weniger Zweikämpfe als in seiner Zeit beim VfB Stuttgart. In der vergangenen Saison lag seine Zweikampfquote bei 53 Prozent, beim BVB sind es bisher nur 41 Prozent. Ein deutlicher Rückgang, der seine Effektivität als Zielspieler im Sturm mindert.
Auch die Verletzungsanfälligkeit des Stürmers bereitet Sorgen. Bereits zweimal musste er in dieser Saison wegen muskulärer Probleme pausieren. Die fehlende Kontinuität erschwert seine Integration ins Spielsystem.
Die Dortmunder Fans bleiben dennoch geduldig. «Jeder neue Spieler braucht Zeit, um sich einzugewöhnen», meint Fanclub-Vorstand Peter Schulze. «Aber Guirassy muss verstehen, dass beim BVB das Team an erster Stelle steht.»
Sportdirektor Sebastian Kehl hatte nach dem Stuttgart-Transfer noch geschwärmt: «Mit Serhou bekommen wir einen Torjäger, der seine Qualitäten in der Bundesliga bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.» Diese Qualitäten muss Guirassy nun auch in Dortmund zeigen.
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Mit wichtigen Spielen in Bundesliga und Champions League steht der BVB unter Druck. Wenn Guirassy seine Spielweise nicht anpasst und mehr Teamgeist zeigt, könnte er seinen Stammplatz verlieren.
Fürsprecher verweisen darauf, dass auch andere Stürmer wie Erling Haaland oder Robert Lewandowski anfangs Zeit brauchten, um im Dortmunder Spiel anzukommen. «Man muss Guirassy diese Zeit geben», mahnt Ex-Profi Roman Weidenfeller. «Die Qualität ist vorhanden, jetzt geht es um die richtige Einstellung.»
Die nächsten Partien werden zeigen, ob Guirassy die Kritik annimmt und sein Spiel zum Wohle des Teams verändert. Die Dortmunder Verantwortlichen hoffen, dass der 18-Millionen-Transfer doch noch zur erhofften Verstärkung wird.