Ich sah kürzlich einen Beitrag, der mich tief berührte: Ein Polizist aus Aalen steht im Zentrum einer Sexismus-Debatte. Kriminaldirektor Bernhard Kohn teilte auf Instagram Sprüche, die Opfern von sexualisierter Gewalt eine Mitschuld zuweisen. «Deine Sicherheit liegt in deiner Hand», schrieb er unter ein Bild von Handschellen neben einem Cocktailglas. Eine klare Form des Victim Blaming.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Frauenrechtsorganisationen und Social-Media-Nutzer kritisierten den Beitrag scharf. Der Polizist löschte seinen Post, doch das Internet vergisst nicht. Besonders problematisch: Als Kriminaldirektor repräsentiert Kohn eine Institution, die Opfer schützen soll. «Solche Aussagen von Autoritätspersonen verstärken das Schweigen der Betroffenen und die gesellschaftliche Stigmatisierung», erklärt die Gleichstellungsbeauftragte Katja Müller.
Mir selbst fiel dabei ein Gespräch mit einer Freundin ein. Nach einem übergriffigen Erlebnis fragte sie sich tatsächlich: «Hätte ich anders gekleidet sein sollen?» Diese Selbstzweifel sind Folgen genau solcher Narrative.
Die Debatte zeigt ein tiefes gesellschaftliches Problem. Während die Polizei Aalens sich von dem Beitrag distanzierte, bleibt die Frage, wie verbreitet solche Haltungen in Sicherheitsbehörden sind. Die Verantwortung für Gewalt liegt immer beim Täter – diese Erkenntnis müssen wir als Gesellschaft verinnerlichen, besonders jene, die uns schützen sollen.