Der Morgen beginnt mit bedrückender Schwere. In Solingen wirft der bevorstehende Terrorprozess lange Schatten. Noch immer spüre ich die Fassungslosigkeit, wenn ich an die Messerattacke vom vergangenen Sommer denke. Drei Menschen verloren ihr Leben, acht wurden verletzt. Die Stadt ist seither verändert – vorsichtiger, nachdenklicher, aber auch entschlossener im Zusammenhalt.
Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, steht bald vor Gericht. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm Mord und versuchten Mord mit terroristischem Hintergrund vor. Er soll laut Ermittlungen im Auftrag der Terrororganisation IS gehandelt haben. «Dieser Prozess wird nicht nur juristisch bedeutsam sein, sondern auch gesellschaftlich», erklärt Sicherheitsexperte Thomas Meyer. «Er wird zeigen, wie unser Rechtsstaat mit solchen Taten umgeht.»
Die Sicherheitsdebatte ist seither nicht abgerissen. Letzten Samstag war ich in Solingen unterwegs. An der Gedenkstätte lagen frische Blumen. Eine ältere Dame erzählte mir: «Wir lassen uns unsere Stadt nicht nehmen.» Diese Worte berührten mich. Das Stadtfest, bei dem die Tat geschah, sollte Menschen verbinden – genau diese Verbindung ist jetzt wichtiger denn je.
Der Prozess wird tiefe Wunden aufreißen. Gleichzeitig hoffen viele auf Antworten, auf ein Stück Gerechtigkeit. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Terrorismus zielt auf unsere offene Gesellschaft. Doch Solingen zeigt eindrucksvoll, dass Zusammenhalt letztlich stärker ist als Angst. Eine Lektion, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung hat.