Die Morgensonne fällt durch mein Redaktionsfenster, während auf meinem Bildschirm die neuesten Zahlen zum deutschen Sozialstaat leuchten. 1,2 Billionen Euro – diese unvorstellbare Summe fließt jährlich in unser soziales Netz. Doch trotz dieses gewaltigen Betrags wächst die Ungleichheit. Die Debatte um eine grundlegende Reform unseres Sozialstaats gewinnt an Schärfe.
«Wir müssen den Sozialstaat umbauen, nicht abbauen», betont Marcel Fratzscher vom DIW Berlin. Seine Worte hallen nach, als ich durch die Kommentarspalten scrolle. Die Meinungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Erst gestern diskutierte ich mit meinem Nachbarn, einem Handwerker kurz vor der Rente. Seine Sorgen sind real und teilen sich viele.
Die aktuelle Struktur unseres Sozialsystems stammt im Kern aus den 1950er Jahren. Eine Zeit ohne Internet, Klimakrise und demographischen Wandel. Experten wie Lars Feld fordern nun eine komplette Neuausrichtung. Subventionen gezielter einsetzen, Bürgergeld reformieren, Rentensystem zukunftsfest machen. Es geht um nichts weniger als die soziale Architektur unseres Landes.
Bei meiner Recherche zum Thema «Kindergrundsicherung» traf ich letzte Woche eine alleinerziehende Mutter. «Das System ist zu kompliziert», sagte sie kopfschüttelnd. «Ich weiß oft nicht, welche Unterstützung mir zusteht.» Ihre Geschichte steht für viele.
Während ich diese Zeilen schreibe, frage ich mich: Schaffen wir den Spagat zwischen sozialer Sicherheit und Zukunftsfähigkeit? Die Antworten darauf werden nicht nur in Wirtschaftsinstituten, sondern am Küchentisch jeder Familie gefunden. Unser Sozialstaat braucht mehr als nur Reparaturen. Er braucht einen beherzten Blick nach vorn.