Der Streit um den «Boomer-Soli»: Generationengerechtigkeit oder Spaltung?
Der Morgen begann mit hitzigen Debatten in Berlin. Ein neuer Vorschlag zur Besteuerung wohlhabender Rentner sorgt für Aufruhr in der politischen Landschaft. Die sogenannte «Boomer-Soli»-Idee trifft bei der SPD auf deutliche Ablehnung. «Mit diesem Vorschlag wird Gerechtigkeit gegeneinander ausgespielt», kritisierte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert gestern im Bundestag.
Die Idee stammt ursprünglich vom Arbeitgeberverband und wurde als Maßnahme gegen die wachsende Rentenlücke präsentiert. Besserverdienende Rentner sollten einen Solidaritätszuschlag zahlen, um die jüngere Generation zu entlasten. Finanzminister Christian Lindner hatte sich interessiert gezeigt. Doch innerhalb der Ampelkoalition stößt der Vorschlag auf Widerstand. «Wir brauchen keinen Keil zwischen den Generationen, sondern gemeinsame Lösungen», betonte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken in einer Pressekonferenz.
Gestern beobachtete ich eine Diskussion zwischen einem Rentnerehepaar und ihrem Enkel im Café nebenan. «Wir haben unser Leben lang eingezahlt und Kinder großgezogen», sagte die Frau kopfschüttelnd. «Und jetzt sollen wir bestraft werden?» Der Demografieforscher Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen sieht das anders: «Die Babyboomer-Generation profitiert überproportional vom Rentensystem. Ein moderater Ausgleich wäre vertretbar.»
Die Debatte offenbart mehr als nur finanzpolitische Differenzen. Sie zeigt, wie schwierig der Dialog zwischen den Generationen geworden ist. Statt eines «Boomer-Soli» brauchen wir vielleicht mehr Gespräche am Küchentisch. Wie wir die Rentenfrage lösen, wird entscheiden, ob wir als gespaltene Gesellschaft oder als solidarische Gemeinschaft in die Zukunft gehen.