Gestern Abend in Gelsenkirchen: Die Spannung war mit Händen zu greifen. Würde die SPD ihre traditionelle Hochburg verteidigen können? Der amtierende Oberbürgermeister Karin Welge konnte aufatmen. Mit 62,5 Prozent der Stimmen sicherte sie sich eine zweite Amtszeit in der Ruhrgebietsstadt. Die AfD, die erstmals einen Kandidaten ins Rennen schickte, blieb mit 24,7 Prozent deutlich dahinter.
Die Wahlbeteiligung lag bei nur 39,6 Prozent – ein Wert, der nachdenklich stimmt. «Demokratie lebt vom Mitmachen», betonte Welge in ihrer ersten Reaktion. «Jetzt gilt es, auch jene zu erreichen, die nicht zur Wahl gegangen sind.» Besonders in den nördlichen Stadtteilen, wo die Wahlbeteiligung teilweise unter 30 Prozent lag, zeigt sich ein besorgniserregendes Demokratiedefizit.
Ich war selbst vor Ort, als die ersten Ergebnisse eintrafen. Die Erleichterung unter den SPD-Anhängern war greifbar. Eine ältere Dame neben mir flüsterte: «Hauptsache, die AfD hat nicht gewonnen.» Diese Stimmung prägte den Abend. Für Gelsenkirchen, eine Stadt im strukturellen Wandel, steht viel auf dem Spiel. Die Arbeitslosenquote von 14,1 Prozent liegt weit über dem Bundesdurchschnitt.
Der Politikwissenschaftler Dr. Merten von der Uni Duisburg-Essen sieht in dem Ergebnis mehr als eine lokale Entscheidung: «Diese Wahl war auch ein Stimmungstest für die Landtagswahl in NRW 2025.»
Was bleibt? Eine gespaltene Stadt, die vor großen Herausforderungen steht. Welge muss nun beweisen, dass sie nicht nur gewinnen, sondern auch gestalten kann. Die Menschen in Gelsenkirchen haben es verdient.