Es war ein Tag der Kontraste beim SPD-Parteitag in Berlin. Während Bundestagspräsidentin Bärbel Bas mit überwältigenden 95 Prozent Zustimmung ins Präsidium gewählt wurde, musste Parteichef Lars Klingbeil einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Sein Ergebnis von 77,1 Prozent liegt merklich unter den 86,3 Prozent von 2021.
Die Gesichter im Saal sprachen Bände. Während Bas strahlte, wirkte Klingbeil nachdenklich. «Wir müssen wieder mehr zu den Menschen gehen und zuhören», sagte er in seiner Rede. Die Stimmung unter den 600 Delegierten schwankte zwischen Aufbruch und Ernüchterung. Als ich durch die Reihen ging, hörte ich immer wieder: «Wir brauchen mehr Klarheit in unserer Politik.«
Die Partei ringt um ihre Positionierung angesichts sinkender Umfragewerte. Ein Berliner Delegierter flüsterte mir zu: «Das ist kein persönliches Votum gegen Lars, sondern ein Signal für mehr Profil.» Tatsächlich haben die Sozialdemokraten seit der letzten Bundestagswahl fast 10 Prozentpunkte verloren. Der Kanzlerbonus scheint verflogen.
Am Ende des Tages bleibt eine geteilte Botschaft: Die SPD will Geschlossenheit demonstrieren, aber auch kritische Signale setzen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Parteiführung diese Balance findet. Vielleicht ist es genau diese Spannung, die die SPD jetzt braucht.