Der kleine Saal im Kongresszentrum Mainz summt vor Erwartung. Rote Fahnen und Plakate schmücken die Wände, während sich die SPD Rheinland-Pfalz zum Landesparteitag versammelt. Die Stimmung schwankt zwischen Aufbruch und Besinnung auf alte Werte – typisch für eine Partei, die nach neuen Wegen sucht und gleichzeitig an Bewährtem festhalten will.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer betritt die Bühne zu den Klängen von Oasis› «Don’t Look Back in Anger». Die Musikwahl wirkt wie ein Statement: Nach vorne blicken, ohne zu hadern. Mit strahlender Miene stellt sie Michael Hauer als neuen Generalsekretär vor. «Er bringt genau die Mischung aus Bodenhaftung und frischem Denken, die wir jetzt brauchen», erklärt Dreyer unter Applaus. Hauer, bisher im kommunalpolitischen Bereich tätig, verspricht, «die Partei wieder näher zu den Menschen zu bringen.»
Die SPD Rheinland-Pfalz steht vor besonderen Herausforderungen. Mit 19,4 Prozent bei der letzten Landtagswahl braucht sie dringend neuen Schwung. Ein älteres Parteimitglied flüstert mir zu: «Wir müssen wieder lernen, mit den Leuten in der Kneipe zu sprechen, nicht nur über sie.» Dieser Gedanke scheint den gesamten Parteitag zu durchziehen.
Gestern noch diskutierte ich mit meinem Nachbarn über Politik. «Die verstehen uns doch gar nicht mehr», meinte er kopfschüttelnd. Hier in Mainz spüre ich heute das ernsthafte Bemühen, genau diese Kluft zu überbrücken. Ob’s gelingt? Die nächsten Monate werden es zeigen.