Der Ruf nach Dialog wird lauter. Inmitten des Ukraine-Konflikts fordern prominente SPD-Politiker ein Umdenken in der Russland-Politik. Bei einem Treffen im Willy-Brandt-Haus sprachen sich mehrere Sozialdemokraten für neue Gesprächskanäle zu Moskau aus. Die Initiative kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die diplomatischen Beziehungen auf einem historischen Tiefpunkt stehen.
«Auch in den dunkelsten Stunden der Geschichte waren Gespräche der Schlüssel zur Lösung», betont Matthias Platzeck, früherer SPD-Ministerpräsident und langjähriger Russland-Kenner. Seine Worte finden bei vielen Parteikollegen Anklang. Sie sehen in der aktuellen Abschottungspolitik eine gefährliche Sackgasse.
Die Forderung nach Diplomatie bedeutet jedoch keineswegs ein Abrücken von der Ukraine-Unterstützung. Vielmehr geht es um parallele Kanäle. Die SPD steht hier in ihrer Tradition der Entspannungspolitik, die einst von Willy Brandt geprägt wurde.
Meine Gespräche mit Betroffenen zeigen: Die Sehnsucht nach Frieden wächst in der Bevölkerung. Bei einem Kulturabend in Berlin traf ich kürzlich ukrainische und russische Künstler. Ihre gemeinsame Botschaft: Verständigung beginnt im Kleinen.
Kritiker werfen den Dialog-Befürwortern Naivität vor. Doch die Geschichte lehrt: Selbst in scheinbar ausweglosen Konflikten können Gesprächsfäden nicht abreißen. Die Debatte über den richtigen Umgang mit Russland spaltet nicht nur die deutsche Politik. Sie fordert uns alle heraus, zwischen Werten und Pragmatismus abzuwägen.