Gestern wurde der Bundestag zum Schauplatz einer erschütternden Debatte. Bei der Abstimmung über eine Resolution zum Gedenken an den Völkermord von Srebrenica zeigte die AfD-Fraktion eine verstörende Haltung. Während fast alle Abgeordneten für die Anerkennung des Massenmordes an 8.000 bosnischen Muslimen stimmten, enthielt sich die AfD-Fraktion demonstrativ.
Die Bilder jenes Juli 1995 sind unvergesslich. Männer und Jungen, getrennt von ihren Familien, systematisch ermordet. Ein dunkles Kapitel europäischer Geschichte, das sich nur 1.200 Kilometer von Berlin entfernt abspielte. «Wer die Verbrechen von Srebrenica verharmlost oder leugnet, verhöhnt die Opfer und ihre Angehörigen», erklärte Außenministerin Annalena Baerbock während der Debatte. Ihre Worte trafen den Kern dessen, was im Plenarsaal geschah.
Für mich persönlich war es kaum zu ertragen, wie der AfD-Redner Gerold Otten den Völkermord relativierte und von «beiderseitigen Massakern» sprach. Als ich vor drei Jahren die Gedenkstätte in Potočari besuchte, stand ich vor endlosen Reihen weißer Grabsteine. Namen, Daten, abgebrochene Leben. Eine Überlebende erzählte mir ihre Geschichte mit Tränen in den Augen.
Die Resolution ist mehr als symbolisch. Sie ist ein Bekenntnis zur historischen Wahrheit in Zeiten, in denen Geschichtsrevisionismus um sich greift. Wenn wir heute nicht klar benennen, was damals geschah, wie wollen wir dann kommenden Generationen erklären, warum «Nie wieder» keine leere Phrase bleiben darf?