Die Geste des FC St. Pauli beim 1:0-Sieg gegen den VfL Bochum sorgte für Gänsehaut-Momente am Millerntor. Nach Spielschluss erklang «Gracias Herbert Grönemeyer» aus den Stadionlautsprechern – eine Verneigung vor dem Bochumer Kultlied und den Fans des Absteigers. Selten verschmilzt sportliche Rivalität so eindrucksvoll mit Fußballkultur. Die Statistik zeigt: Kein anderer Erstligist hat seinen Fans in dieser Saison so viele Auswärtspunkte beschert wie der VfL.
Die Hamburger lieferten auf dem Platz einen konzentrierten Auftritt ab. Marcel Hartel erzielte den entscheidenden Treffer in der 18. Minute. «Wir wollten uns würdig aus der Bundesliga verabschieden», erklärte Bochums Trainer Heiko Butscher mit brüchiger Stimme. «Diese Wertschätzung vom Gegner bedeutet uns enorm viel.» Die St. Pauli-Fans applaudierten den Bochumern minutenlang, während der Kiezklub selbst den Klassenerhalt in der kommenden Saison ins Visier nimmt.
Bemerkenswert war die Atmosphäre nach Abpfiff. Obwohl gerade abgestiegen, sangen die Bochumer Anhänger ihre Mannschaft lautstark durch die Ehrungsrunde. Ein älterer VfL-Fan neben mir wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Auge. Die Szene symbolisiert perfekt, warum Fußball mehr ist als bloßes Gewinnen und Verlieren.
Während St. Pauli seinen Höhenflug fortsetzt, beginnt für Bochum die Planungsphase für die 2. Liga. Der emotionale Abschied am Millerntor könnte jedoch genau die Energie freisetzen, die der VfL für den direkten Wiederaufstieg braucht. Die Herzen hat der Klub schon gewonnen – jetzt gilt es, den Fußballgott zurück auf seine Seite zu ziehen.