Von der Südtribüne hallten die Gesänge durch das ausverkaufte RheinEnergieStadion, als der FC St. Pauli gestern Abend beim 1. FC Köln ein bemerkenswertes 2:2 erkämpfte. Nach neun Niederlagen in Serie gelang den Kiezkickern endlich der erste Punktgewinn in der Fremde dieser Saison. Bemerkenswert: Mit 68% Ballbesitz dominierten die Hamburger das Spielgeschehen – ein Novum in ihrer Bundesliga-Historie gegen die Kölner.
Die taktische Umstellung von Trainer Alexander Blessin zahlte sich aus. «Wir haben auf ein 3-5-2-System umgestellt und mehr Präsenz im Mittelfeld gezeigt», erklärte der Coach nach dem Spiel. Marcel Hartel glänzte als Dreh- und Angelpunkt, während Neuzugang Jonas Urbig gegen seinen Ex-Verein eine starke Leistung zeigte. «Gegen meinen Heimatclub zu spielen war emotional, aber ich habe mich voll auf meinen Job konzentriert», so der Torhüter, der in der 83. Minute einen Elfmeter parierte.
Die Dramatik erreichte ihren Höhepunkt, als St. Pauli in der 89. Minute den Ausgleich erzielte. Die mitgereisten 4.500 Fans brachen in ekstatischen Jubel aus. Trotz der prekären Tabellensituation auf Platz 16 war die Stimmung im Gästeblock euphorisch. «Diesen Kampfgeist brauchen wir», rief mir ein älterer Fan in braun-weißem Trikot zu.
Für beide Traditionsclubs könnte dieser Punkt im Abstiegskampf noch Gold wert sein. Mit dem anstehenden Heimspiel gegen Hoffenheim haben die Kiezkicker nun die Chance, den positiven Trend fortzusetzen. In einer Liga, wo jeder jeden schlagen kann, könnte dieses Remis der Wendepunkt sein. Der Geist von St. Pauli lebt – auf und neben dem Platz.