Am Dienstagmorgen kam es in Bad Cannstatt zu einem schweren Verkehrsunfall zwischen einer Stadtbahn und einem Auto. Der Vorfall ereignete sich gegen 7:15 Uhr im morgendlichen Berufsverkehr an der Kreuzung Daimlerstraße/Mercedesstraße. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei übersah der 45-jährige Autofahrer offenbar das Rotlicht der Ampel und kollidierte mit der Stadtbahn der Linie U13.
Die Wucht des Aufpralls war so stark, dass die Stadtbahn teilweise aus den Schienen sprang. In der Bahn befanden sich zum Unfallzeitpunkt etwa 70 Fahrgäste. Glücklicherweise wurden bei dem Unfall nur zwei Personen leicht verletzt – der Autofahrer und eine 37-jährige Frau in der Stadtbahn. Beide Verletzten wurden vor Ort vom Rettungsdienst versorgt.
«Wir können von Glück reden, dass es nicht zu schwereren Verletzungen gekommen ist», erklärte Polizeisprecherin Sandra Meier. «Bei einem solchen Zusammenstoß hätte es auch deutlich schlimmer ausgehen können.»
Die Folgen des Unfalls waren im morgendlichen Berufsverkehr deutlich zu spüren. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) musste den Stadtbahnverkehr zwischen den Haltestellen Wilhelmsplatz und Brendle in beiden Richtungen für mehrere Stunden unterbrechen. Für Pendler wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, der jedoch aufgrund des ohnehin dichten Verkehrs in der Morgenspitze nur langsam vorankam.
Augenzeugen berichteten von chaotischen Szenen unmittelbar nach dem Unfall. «Es gab einen lauten Knall, dann wackelte die ganze Bahn und blieb abrupt stehen», schilderte Martin Schmid, der in der vorderen Hälfte der Stadtbahn saß. «Viele Leute sind gestürzt oder gegeneinander geprallt, zum Glück aber ohne sich ernsthaft zu verletzen.»
Techniker der SSB waren schnell vor Ort, um die entgleiste Stadtbahn wieder auf die Schienen zu setzen. Diese Arbeiten gestalteten sich jedoch als schwierig und zeitaufwendig. Spezialgerät musste angefordert werden, um den tonnenschweren Stadtbahnwagen anzuheben und wieder korrekt zu positionieren.
Die Polizei sperrte den Unfallbereich großräumig ab. Ein Unfallaufnahmeteam sicherte Spuren und befragte Zeugen. Der beschädigte PKW, ein silberner Mercedes, musste abgeschleppt werden. Auch die Stadtbahn erlitt erhebliche Schäden an der Frontpartie und musste nach der Bergung ins Depot geschleppt werden.
Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Gesamtschaden auf rund 150.000 Euro. Der größte Teil entfällt dabei auf die Stadtbahn, während das Auto als Totalschaden eingestuft wurde.
Gegen den Autofahrer wurde ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet. Die Polizei ermittelt, ob neben dem Überfahren der roten Ampel möglicherweise weitere Faktoren wie Ablenkung oder überhöhte Geschwindigkeit eine Rolle gespielt haben könnten.
«Dieser Unfall zeigt einmal mehr, wie wichtig die strikte Beachtung der Verkehrsregeln im Bereich von Stadtbahngleisen ist», betonte Verkehrsdezernent Thomas Weber. «Die Stadtbahnen haben lange Bremswege und können nicht ausweichen.»
Anwohner berichten, dass die Kreuzung Daimlerstraße/Mercedesstraße bereits in der Vergangenheit Schauplatz mehrerer Unfälle war. «Hier wird oft zu schnell gefahren, und manche ignorieren die Ampeln», sagte Anwohnerin Heike Müller. «Es war leider nur eine Frage der Zeit, bis etwas Ernsthafteres passiert.»
Die SSB konnte den Stadtbahnbetrieb erst am frühen Nachmittag wieder vollständig aufnehmen. Techniker mussten nicht nur die Bahn bergen, sondern auch die Gleisanlage und die Oberleitung auf Schäden überprüfen und provisorische Reparaturen durchführen.
Dieser Unfall reiht sich in eine Serie von Zusammenstößen zwischen Stadtbahnen und Autos in Stuttgart ein. Im vergangenen Jahr registrierte die SSB stadtweit 23 ähnliche Vorfälle, bei denen insgesamt 18 Personen verletzt wurden. Die meisten dieser Unfälle ereigneten sich an Kreuzungen, wo Autofahrer Vorfahrtsregeln missachteten oder rote Ampeln überfuhren.
Experten fordern nach diesem erneuten Vorfall eine Überprüfung der Verkehrssicherheit an kritischen Kreuzungspunkten zwischen Straßen- und Schienenverkehr. Diskutiert werden deutlichere Warnsignale, veränderte Ampelschaltungen oder bauliche Maßnahmen, um solche gefährlichen Situationen künftig besser zu vermeiden.