Die Entführung der Kinder der Hamburger Steakhaus-Erbin schockiert unsere Stadt. Vor dem Landgericht begann gestern der Prozess gegen vier Angeklagte, die im Dezember die beiden Söhne (10, 14) der bekannten Hamburger Gastronomin-Familie entführt haben sollen. Die Polizei Hamburg verzeichnete damit den ersten Fall dieser Art seit über fünf Jahren in der Hansestadt.
«Es war der schlimmste Tag meines Lebens», sagte die Mutter der Kinder mit zitternder Stimme vor Gericht. Die Täter sollen die Jungen auf dem Heimweg von der Schule in St. Pauli abgefangen und in ein Fahrzeug gezwungen haben. Laut Anklage forderten sie ein Lösegeld von 500.000 Euro. Der Hauptangeklagte, ein 36-jähriger ehemaliger Mitarbeiter des Familienbetriebs, habe Insiderwissen über die finanziellen Verhältnisse der Familie genutzt.
Nach 30 Stunden Angst gelang es der Polizei, die Kinder in einer Wohnung in Wilhelmsburg unversehrt zu befreien. «Die Kinder sind körperlich unversehrt, aber die seelischen Narben bleiben», erklärt Kinder-Trauma-Expertin Dr. Sabine Weller. Ich beobachtete beim Prozessauftakt, wie viele Nachbarn und Bekannte der Familie zur Unterstützung erschienen.
Die Steakhaus-Dynastie, deren Restaurants seit drei Generationen zum Hamburger Stadtbild gehören, steht nun vor der schwierigen Aufgabe, das Familienleben zu normalisieren. Der Prozess wird voraussichtlich bis Ende August dauern. Dieser Fall erinnert uns daran, dass auch in unserer vertrauten Nachbarschaft unerwartete Gefahren lauern können.