Ein Montagmorgen in der Apotheke meines Vertrauens. Neben mir wartet eine ältere Dame auf ihr Rezept. «Die Zuzahlung ist jetzt höher», erklärt die Apothekerin. Die Frau seufzt: «Erst die Krankenkasse teurer, jetzt das.» Diese kleine Szene spiegelt, was viele Deutsche derzeit bewegt: Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung steigen 2024 deutlich an.
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag klettert von 1,6 auf 1,7 Prozent. Für viele Kassen reicht selbst das nicht. Die Techniker Krankenkasse erhöht auf 1,8 Prozent, die AOK in manchen Regionen sogar auf 2,0 Prozent. Besonders bitter: Diese Erhöhungen treffen auf ohnehin steigende Lebenshaltungskosten. «Wir stehen vor enormen Herausforderungen im Gesundheitssystem», erklärt Gesundheitsökonom Prof. Jürgen Wasem. «Die demografische Entwicklung und teure medizinische Innovationen treiben die Kosten.»
Vergangene Woche sprach ich mit meinem Nachbarn, einem Krankenpfleger. «Wir spüren den Druck täglich», erzählte er. «Mehr Patienten, weniger Personal, knappe Kassen.» Die Krankenhausreform von Minister Lauterbach soll zwar Abhilfe schaffen, doch bis dahin müssen Versicherte tiefer in die Tasche greifen.
Die Beitragserhöhungen setzen auch die Ampel-Koalition unter Druck. Fast 60 Millionen gesetzlich Versicherte spüren die Mehrbelastung direkt auf dem Gehaltszettel. In meinem Bekanntenkreis höre ich immer öfter die Frage: Wofür zahlen wir eigentlich mehr? Eine berechtigte Frage, die die Politik beantworten muss – und zwar bald, bevor aus Unzufriedenheit Vertrauensverlust wird.