Der Stuttgarter Finanzdistrikt erschüttert ein historisches Gerichtsurteil. Das Landgericht Stuttgart verhängte gestern Haftstrafen gegen drei Angeklagte wegen Steuerbetrugs in Millionenhöhe. Die Steuerhinterziehung umfasste nach Angaben der Staatsanwaltschaft rund 13,8 Millionen Euro durch manipulierte Steuersparmodelle.
Die Hauptangeklagte, eine 55-jährige Steuerberaterin aus Stuttgart-Vaihingen, erhielt eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten. Ihre beiden Komplizen müssen für jeweils drei Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Das Trio hatte über Jahre hinweg wohlhabende Kunden mit komplexen Steuersparmodellen beraten, die weit über legale Steueroptimierung hinausgingen. «Dieser Fall zeigt die Grenzen zwischen Steuergestaltung und Steuerkriminalität deutlich auf«, erklärte Oberstaatsanwalt Markus Lehmann. Die Verteidigung kündigte bereits Revision an.
Bemerkenswert war die Stille im Gerichtssaal, als die Urteile verkündet wurden. Viele der geschädigten Anleger, meist aus dem Stuttgarter Raum, waren anwesend. Die Masche der Verurteilten wirkte auf den ersten Blick seriös, nutzte aber gezielt Schlupflöcher im System. Als langjährige Beobachterin der Stuttgarter Finanzszene überraschte mich die Professionalität der Täuschung.
Das Urteil sendet ein starkes Signal an die Finanzbranche in Baden-Württemberg. Die Steuerfahndung kündigte verstärkte Kontrollen bei verdächtigen Steuersparmodellen an. Für die Betroffenen beginnt nun ein langer Weg der finanziellen Wiedergutmachung. Der Fall zeigt: Auch in der Finanzmetropole Stuttgart hat das Steuerrecht klare Grenzen, die nicht ungestraft überschritten werden können.