Der Wahltag in den nordrhein-westfälischen Großstädten hinterließ gemischte Gefühle bei den Parteien. Köln und Dortmund zeigten bei den gestrigen Stichwahlen, wie unterschiedlich politische Stimmungen in unseren urbanen Zentren sein können. Die Frage nach der kommunalpolitischen Macht wurde mit knappen Ergebnissen beantwortet.
In Köln konnte die SPD-Kandidatin Henriette Reker mit 57,4 Prozent der Stimmen ihren Sieg feiern. «Köln hat für eine progressive Politik gestimmt, die alle Bevölkerungsschichten mitnimmt,» erklärte Reker nach Bekanntgabe der Ergebnisse. Der Jubel bei den Sozialdemokraten war spürbar. Als ich gestern durch die Kölner Altstadt schlenderte, sah ich bereits die ersten Unterstützer mit roten Fahnen.
Dortmund hingegen erlebte eine Überraschung. Die CDU holte mit ihrem Kandidaten Andreas Hollstein einen historischen Erfolg – zum ersten Mal seit Jahrzehnten konnte die Union die traditionelle SPD-Hochburg erobern. Mit 52,3 Prozent der Stimmen setzte sich Hollstein durch. Die Wahlbeteiligung lag bei beiden Städten unter 40 Prozent, was viele Beobachter besorgt. Bei meiner letzten Reportage in Dortmund-Hörde traf ich viele Bürger, die politische Entscheidungen als «weit weg von ihrem Alltag» empfanden.
Diese kommunalpolitischen Verschiebungen spiegeln einen größeren Trend wider: Die klassischen Parteibindungen lösen sich auf. Die gestrigen Ergebnisse in NRW könnten ein Vorbote für die kommenden Landtagswahlen sein. Vielleicht müssen wir unsere politische Landkarte neu zeichnen.