Stuttgart 21: Kostenexplosion belastet Deutsche Bahn
Gestern morgen fiel ich fast vom Küchenstuhl. Die Eilmeldung auf meinem Handy ließ mich ungläubig blinzeln. Die Deutsche Bahn muss die Mehrkosten für Stuttgart 21 allein tragen. Eine Entscheidung, die tief in die ohnehin leeren Kassen des Konzerns schneidet.
Der Verwaltungsrat der Bahn gab bekannt, dass keine weiteren öffentlichen Gelder für das umstrittene Bauprojekt fließen werden. Die Kosten sind inzwischen auf unglaubliche 11 Milliarden Euro angestiegen – mehr als dreimal so viel wie ursprünglich geplant. «Dies ist das größte Risiko für den Konzern», erklärte Verkehrsminister Volker Wissing nach der entscheidenden Sitzung.
Auf dem Weg zur Redaktion beobachtete ich nachdenkliche Gesichter an den Bahnsteigen. Die Auswirkungen werden wir alle spüren. Verspätungen, marode Infrastruktur, steigende Ticketpreise. Während die Bagger in Stuttgart weitergraben, bröckelt anderswo die Bahninfrastruktur. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer nennt die Situation ein «Trauerspiel für die Kunden». Er hat recht. Letzte Woche stand ich selbst eine Stunde im Regionalzug fest. Wieder Signalstörung.
Was bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack. Während andere Länder in moderne Bahnnetze investieren, versinken wir in einem Prestigeprojekt. Die Zeche zahlen am Ende wir alle – mit jedem verspäteten Zug, mit jedem Euro Ticketaufschlag.