Am Dienstagabend kam das öffentliche Leben am Stuttgarter Hauptbahnhof für mehrere Stunden zum Stillstand. Die Polizei evakuierte gegen 18:30 Uhr den gesamten Hauptbahnhof, nachdem Beamte einen verdächtigen Gegenstand entdeckt hatten. Der Zugverkehr wurde vollständig eingestellt, was zu erheblichen Beeinträchtigungen im Regional- und Fernverkehr führte.
Nach Angaben der Bundespolizei wurde der Verdacht durch einen herrenlosen Koffer ausgelöst, der im Bereich der Gleise 15 und 16 gefunden wurde. Spezialkräfte des Landeskriminalamts wurden hinzugezogen, um den Gegenstand zu untersuchen. Aus Sicherheitsgründen mussten sämtliche Reisende und Mitarbeitende den Bahnhof verlassen.
«Wir nehmen solche Situationen sehr ernst und handeln nach festgelegten Sicherheitsprotokollen», erklärte Polizeisprecher Martin Schulz. «Der Schutz der Bevölkerung hat oberste Priorität.»
Rund um den Hauptbahnhof bildeten sich rasch Menschentrauben. Hunderte Reisende standen ratlos vor den abgesperrten Eingängen. Die Stimmung war gemischt – während einige Verständnis für die Maßnahmen zeigten, wuchs bei anderen der Unmut über fehlende Informationen und Alternativangebote.
«Ich muss dringend nach Karlsruhe, aber niemand kann mir sagen, wie ich jetzt weiterkomme», sagte die 58-jährige Claudia Meier, die für einen wichtigen Geschäftstermin unterwegs war. Viele Reisende versuchten verzweifelt, Taxen zu ergattern oder alternative Verbindungen zu finden.
Die Deutsche Bahn richtete einen Ersatzverkehr mit Bussen ein, der jedoch angesichts der hohen Anzahl betroffener Reisender schnell überlastet war. Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) empfahl, auf die S-Bahn-Linien auszuweichen, die aufgrund der Sperrung Umwege fahren mussten.
Nach einer gründlichen Untersuchung gab die Polizei gegen 21:15 Uhr Entwarnung. Der verdächtige Gegenstand stellte sich als harmloser, vergessener Koffer heraus. «Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine tatsächliche Gefahr», teilte die Bundespolizei mit. Dennoch sei das vorsichtige Vorgehen notwendig gewesen.
Der Bahnverkehr wurde schrittweise wieder aufgenommen, allerdings kam es noch bis in die späten Abendstunden zu Verspätungen und Zugausfällen. Die Deutsche Bahn empfahl Reisenden, sich vor Fahrtantritt online über ihre Verbindungen zu informieren.
Es war nicht der erste Polizeieinsatz dieser Art am Stuttgarter Hauptbahnhof. Erst im vergangenen Monat hatte ein herrenloses Paket einen ähnlichen Einsatz ausgelöst. Experten betonen, dass die Sicherheitsbehörden in Zeiten erhöhter Bedrohungslagen besonders wachsam sein müssen.
Pendler werden gebeten, in solchen Situationen immer den Anweisungen der Sicherheitskräfte zu folgen und verdächtige Gegenstände sofort zu melden. «Lieber einmal zu viel gemeldet als einmal zu wenig», betonte der Polizeisprecher.
Die Stuttgarter Stadtverwaltung und die Deutsche Bahn arbeiten nach eigenen Angaben kontinuierlich an der Verbesserung von Notfallplänen, um bei künftigen Vorfällen die Informationsweitergabe und alternative Transportmöglichkeiten für Reisende zu optimieren.