Der Arbeitstag für viele Stuttgarter endet oft später als geplant. Fast 22 Millionen unbezahlte Überstunden leisteten Beschäftigte in der Landeshauptstadt allein im vergangenen Jahr, wie eine aktuelle Analyse der Gewerkschaft NGG zeigt. Besonders betroffen sind Beschäftigte in der Gastronomie und im Einzelhandel.
«Die Zahlen sind alarmierend. Viele Arbeitnehmer schenken ihren Chefs praktisch einen Monat Arbeit pro Jahr», erklärt Hartmut Zacher, Regionalleiter der NGG. Die meisten Überstunden entstehen durch Personalmangel und kurzfristige Dienstplanänderungen. In vielen Betrieben fehlt eine ordentliche Zeiterfassung. Auffällig ist, dass besonders Frauen von unbezahlter Mehrarbeit betroffen sind. Bei meinen Besuchen in Stuttgarter Cafés höre ich immer wieder von Servicekräften, die lange nach Schichtende noch abrechnen müssen.
Die Stadt reagiert mit Beratungsangeboten. Das Stuttgarter Arbeitsgericht verzeichnet zudem einen Anstieg an Klagen wegen nicht vergüteter Arbeitszeit. «Wir appellieren an alle Beschäftigten, ihre Rechte wahrzunehmen und geleistete Arbeit zu dokumentieren», betont Rechtsanwältin Claudia Frenzel vom Stuttgarter Arbeitsrechtsbüro. Für die Zukunft dürfte die Situation durch die neuen gesetzlichen Regelungen zur Arbeitszeiterfassung etwas transparenter werden – eine Erleichterung für viele geplagte Stuttgarter Arbeitnehmer.