Als ich gestern Abend durch meinen Feed scrollte, stolperte ich über eine Nachricht, die mich innehalten ließ. Ein Richter aus Gera hatte auf Facebook einen Post veröffentlicht, der Sinti und Roma als «Rotationseuropäer» bezeichnete. Die Wortwahl des Familienrichters Jens Brinckmann löste sofort eine Welle der Empörung aus.
Der Jurist hatte in seinem Beitrag über eine «besonders relevante Tätergruppe» geschrieben und dabei einen Begriff verwendet, der von vielen als diskriminierend wahrgenommen wird. Besonders brisant: Als Familienrichter trifft Brinckmann regelmäßig Entscheidungen über Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma reagierte prompt und forderte dienstrechtliche Konsequenzen.
«Solche Äußerungen stehen im klaren Widerspruch zur richterlichen Neutralitätspflicht», betont Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Sintezza letztes Jahr, die mir von alltäglichen Vorurteilen berichtete. «Wir kämpfen seit Generationen gegen Klischees», sagte sie damals. Ihre Worte klingen jetzt besonders nach.
Das Thüringer Justizministerium prüft den Fall bereits. Unabhängig vom Ausgang zeigt der Vorfall, wie tief verwurzelt manche Stereotype noch sind – selbst in Berufen, in denen Unvoreingenommenheit oberste Pflicht ist. Als Gesellschaft müssen wir uns fragen: Wie schaffen wir ein Klima, in dem jeder Mensch ohne Vorurteile beurteilt wird?
 
							