Der Traditionskonzern Thyssenkrupp wandelt sich grundlegend – mit deutlichen Folgen für den Essener Standort. Wie gestern bestätigt wurde, plant der Stahlriese eine umfassende Umstrukturierung zu einer schlanken Holding. Etwa 100 Stellen könnten allein in der Essener Zentrale wegfallen, wo derzeit rund 350 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Die geplante Neuausrichtung soll dem kriselnden Konzern zu mehr Flexibilität verhelfen. «Wir schaffen eine moderne, effiziente Struktur, die unseren Geschäftsbereichen mehr unternehmerische Freiheit gibt», erklärte Vorstandschef Miguel López. Die einzelnen Sparten wie Stahl, Marine Systems und Materials Services sollen künftig eigenständiger agieren. Besonders der Stahlbereich könnte bald teilweise verkauft werden – der tschechische Milliardär Daniel Křetínský steht als möglicher Investor bereit.
Für die Beschäftigten bedeutet der Umbau erhebliche Unsicherheit. Die IG Metall fordert Klarheit und sozialverträgliche Lösungen. Man spürt die Anspannung in der Stadt, wenn man mit Anwohnern spricht. Der Konzern prägt seit Generationen das Stadtbild und die Identität des Ruhrgebiets.
Die Umstrukturierung soll bis Ende 2024/25 abgeschlossen sein. Experten sehen darin den möglicherweise letzten Versuch, den traditionsreichen Industriekonzern zukunftsfähig zu machen. Für Essen steht mehr auf dem Spiel als nur Arbeitsplätze – es geht um ein Stück industrieller Identität.