Der Wind pfeift über den Betriebshof, während sich hunderte Menschen in Warnwesten versammeln. Ihre Gesichter spiegeln Entschlossenheit und Sorge zugleich. In Dortmund, Duisburg und Bochum formiert sich dieser Tage massiver Widerstand gegen die angekündigten Stellenstreichungen bei Thyssenkrupp. Das Ruhrgebiet bäumt sich auf gegen das, was viele als Verrat an der Industrieregion empfinden.
Die Zahlen sind erschütternd: Bis zu 5000 Stellen könnten allein im Stahlbereich wegfallen. Während meiner Gespräche mit Betroffenen wird deutlich, wie tief die Verunsicherung sitzt. «Wir kämpfen nicht nur um Jobs, sondern um die Zukunft einer ganzen Region», erklärt mir Knut Giesler von der IG Metall. Die Gewerkschaft mobilisiert derzeit alle Kräfte. Gestern erst erlebte ich eine beeindruckende Kundgebung in Duisburg, wo über 2000 Menschen dem Nieselregen trotzten. Die Stimmung schwankte zwischen Wut und Kampfgeist.
Besonders bemerkenswert finde ich die generationenübergreifende Solidarität. Junge Auszubildende stehen Schulter an Schulter mit Kollegen, die bereits den Strukturwandel der 90er Jahre durchlebt haben. Ein junger Azubi erzählte mir mit zitternder Stimme: «Mein Vater hat hier gearbeitet, mein Opa auch. Was bleibt für mich?»
Die kommenden Wochen werden entscheidend. Die Protestwelle könnte sogar noch anschwellen. Was hier auf dem Spiel steht, ist mehr als ein Konzernumbau – es geht um die Identität einer Region, die sich seit Generationen über ihre Industrie definiert. Der Kampf um Thyssenkrupp ist ein Kampf um die Seele des Ruhrgebiets.