Umstrittener Plan im Tiergarten Nürnberg: Das Schicksal der Paviane
Der Morgennebel liegt noch über dem Tiergarten Nürnberg, während ich zwischen den Besuchern stehe, die sich vor dem Paviangehege versammeln. Die Tiere ahnen nichts von der Debatte, die sich um sie entfacht hat. Der Tiergarten plant, seine komplette Paviankolonie zu töten – eine Entscheidung, die bundesweit für Empörung sorgt.
Die 45 Mantelpaviane sollen durch Abschuss getötet werden, da laut Zooleitung keine andere Einrichtung die gesamte Gruppe übernehmen könne. Eine Trennung der Tiere sei aus Tierschutzgründen nicht vertretbar. Die Tötung ist immer das letzte Mittel, erklärt Tiergartendirektor Dag Encke. Die Tiere müssten als soziale Gruppe zusammenbleiben, was die Vermittlung extrem erschwere.
Gestern beobachtete ich, wie eine Mutter ihrem Kind die spielenden Affen zeigte. Aber die dürfen doch nicht einfach sterben, flüsterte der Kleine. Die Situation erinnert mich an meine erste Tiergarten-Reportage vor Jahren, als wir noch unbefangen über Nachwuchs bei den Pavianen berichteten.
Tierschutzorganisationen laufen Sturm gegen den Plan. Die Deutsche Tierrettung hat bereits angeboten, nach Alternativen zu suchen. Während die Paviane ahnungslos durch ihr Gehege turnen, steht der Tiergarten vor einem ethischen Dilemma, das grundsätzliche Fragen zur Haltung von Wildtieren in Zoos aufwirft. Was wiegt schwerer – artgerechte Haltung oder das individuelle Leben?