Beim Einkauf im Supermarkt bin ich neulich vor dem Fleischregal ins Grübeln geraten. Die bunten Tierwohl-Kennzeichnungen sollten eigentlich Orientierung bieten. Doch jetzt könnte das erst kürzlich eingeführte staatliche Tierwohl-Gütesiegel schon wieder verschwinden. Mehrere Bundesländer fordern die Abschaffung des Systems, das Verbrauchern mehr Transparenz beim Fleischkauf bieten sollte.
Die Kritik am fünfstufigen Kennzeichnungssystem kommt nicht von ungefähr. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte das Siegel als wichtigen Schritt für mehr Tierwohl gepriesen. Doch Experten bemängeln den hohen bürokratischen Aufwand und unklare Kriterien. «Das aktuelle System schafft mehr Verwirrung als Klarheit und belastet besonders kleine Betriebe unverhältnismäßig«, erklärt Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband. In meinen Gesprächen mit lokalen Metzgern höre ich ähnliche Töne. Ein Metzgermeister aus meinem Viertel zeigte mir kürzlich den Papierkram, den er nun zusätzlich bewältigen muss.
Besonders die Länder Bayern und Niedersachsen drängen auf eine Überarbeitung oder komplette Rücknahme des Gütesiegels. Sie argumentieren, ein europaweit einheitliches System wäre sinnvoller. Als Verbraucherin stehe ich wieder einmal vor der Frage: Welcher Kennzeichnung kann ich vertrauen? Vielleicht brauchen wir weniger Siegel, aber dafür klarere Standards.